Neue Verzögerung im NSU-Prozess (mit Video)
Die Verhandlung ist bis zum 14. Mai unterbrochen. Hauptangeklagte Beate Zschäpe will weiter schweigen.
München. Fast 13 Jahre nach dem vermutlich ersten Mord der Terrorgruppe NSU hat am Montag der Prozess um die beispiellose Verbrechensserie der Neonazis begonnen. In dem Verfahren vor dem Münchner Oberlandesgericht müssen sich neben der Hauptangeklagten Beate Zschäpe vier mutmaßliche Helfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) verantworten.
Es ist einer der bedeutendsten Prozesse in der Geschichte der Bundesrepublik. Bislang sind 80 Verhandlungstage angesetzt, zunächst bis Januar 2014. Der Prozess könnte aber bis zu zweieinhalb Jahre dauern.
Bereits zum Auftakt gab es eine neue Verzögerung: Die Verhandlung wurde wegen Befangenheitsanträgen der Verteidigung um eine Woche bis zum 14. Mai unterbrochen. Wegen des Streits um die Presseplätze hatte der Prozess ohnehin fast drei Wochen verspätet begonnen.
Zschäpe wurde ohne Handschellen ins Gericht gebracht. Die 38-Jährige, in weißer Bluse und schwarzem Hosenanzug, drehte den Kameras kurz nach Betreten des Saals den Rücken zu. Sie hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert und will auch im Prozess schweigen.
Zschäpe ist die einzige Überlebende des Trios, das zwischen 2000 und 2007 acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine deutsche Polizistin kaltblütig ermordet haben soll.
Zudem wird der NSU für zwei Bombenanschläge und mehrere Banküberfälle verantwortlich gemacht. Zschäpe muss sich vor Gericht als Mittäterin für alle Taten verantworten. Ihr droht lebenslange Haft. Ihre mutmaßlichen Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos töteten sich im November 2011.
Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Sebastian Edathy (SPD), warnte gegenüber unserer Zeitung vor falschen Erwartungen an den Prozess. „Welche Konsequenzen aus einem beispiellosen Behördenversagen gezogen werden müssen, wird nicht in Gerichtssälen, sondern in Parlamenten geklärt.“