Die ausgefallene Preisvergabe

Zum Schluss war der Proteststurm doch zu groß: Wladimir Putin wird die Ehrung nicht zuteil.

Berlin. Tagelang war der Chor der Kritiker gegen den Preis für Russlands autoritären Ministerpräsidenten Wladimir Putin angeschwollen. Als am Ende nach anderen auch der Bürgerrechtler Vaclav Havel mit der Rückgabe seiner Ehrung drohte, war der Druck zu groß: Die „Quadriga 2011“ wird nicht vergeben. Damit zog der Verein Werkstatt Deutschland die Notbremse.

Die Entscheidung sei „angesichts des zunehmend unerträglichen Drucks und der Gefahr weiterer Eskalierung“ gefallen, teilte das Kuratorium mit. In einer Notfallsitzung hatte sich die Jury entschieden, Putin nicht „für seine Verdienste für die Verlässlichkeit und Stabilität der deutsch-russischen Beziehungen“ zu ehren.

Der Preis sollte am 3. Oktober, am Tag der Deutschen Einheit, vergeben werden. Leer aus gehen damit auch die drei anderen Nominierten, die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa, die türkischstämmige Autorin und Lehrerin Betül Durmaz und der palästinensische Premierminister Salam Fayyad.

Immer wieder gibt es bei der Auswahl von Preisträgern Probleme. So war etwa die Vergabe des Bundesverdienstkreuzes 2009 an die israelische Menschenrechts-Anwältin Felicia Langer von heftiger Kritik überschattet.

Sie setzte sich für die Rechte palästinensischer Häftlinge in den von Israel besetzten Gebieten ein, so dass ihre Ehrung vor allem in Israel auf Ablehnung stieß. Der jüdische Autor Ralph Giordano schmähte die Trägerin des Alternativen Nobelpreises als die „schrillste Anti-Israel-Fanfare in Deutschland“. Langer bekam das Bundesverdienstkreuz trotzdem.

2006 sollte der Schriftsteller Peter Handke den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf bekommen. Doch seine Pro-Serbien-Haltung missfiel vielen Stadträten, so dass Handke auf die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung verzichtete. Er wollte sich nicht weiter „Pöbeleien“ von Lokalpolitikern aussetzen.

Im Fall der abgesagten Quadriga-Preisverleihung sind Deutschland und Russland um Schadensbegrenzung bemüht. Immerhin starten am Montag in Hannover die seit längerem geplanten zweitägigen Regierungskonsultationen. Das Verhältnis und die Wirtschaftsbeziehungen sollen darunter nicht leiden. Schließlich ist es für beide Seiten ein Milliardengeschäft. Die Bundesrepublik zählt zu den bedeutendsten Handelspartnern Russlands.

Die angestrebte Kooperation zwischen dem Energieriesen Gazprom und dem deutschen Marktführer RWE dürfte bei den Gesprächen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew ebenfalls eine Rolle spielen.