Die Bundesbürger fühlen sich medizinisch gut versorgt

79 Prozent der Patienten loben die Qualität der Ärzte. Viele Befragte befürchten aber, dass Mediziner künftig weniger Zeit haben.

Die Bundesbürger fühlen sich medizinisch gut versorgt
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Berlin. Das deutsche Gesundheitssystem ist besser als sein Ruf. 80 Prozent der Bundesbürger beurteilen die medizinische Versorgung als gut oder sogar sehr gut. Allerdings herrscht Skepsis, ob das in Zukunft so bleibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstitut Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP.

Ärztemangel, lange Wartezeiten und Zwei-Klassen-Medizin — von solchen Schlagworten ist gemeinhin die Diskussion über das Gesundheitswesen geprägt. Den positiven Gesamteindruck kann das aber kaum schmälern. 79 Prozent der Bürger und sogar 90 Prozent der Ärzte loben die Qualität und Leistungsfähigkeit des Systems.

Die Bevölkerung sei sich den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft sehr wohl bewusst, meinte Allensbach-Chefin Renate Köcher. Fast drei Viertel der Deutschen rechnen dann auch für die kommenden zehn Jahre mit steigenden Krankenkassenbeiträgen. Viele Politiker tun sich mit dieser absehbaren Entwicklung dagegen noch schwer. Im Zuge der geplanten Gesundheitsreform hatte der zuständige Minister Hermann Gröhe (CDU) lieber von möglichen Entlastungen gesprochen.

Was die von ihm geplante Einführung einer zentralen Stelle für die Vergabe schnellere Arzttermine angeht, ist Volkes Meinung gespalten. 45 Prozent begrüßen die Idee. 33 Prozent lehnen das Vorhaben ab, weil sie um die freie Arztwahl fürchten. Bei Engpässen würde den Betroffenen ein Krankenhausmediziner für die ambulante Behandlung zugewiesen. In der Befragung stellte sich jedoch heraus, dass die Kliniken dafür kaum gewappnet sind. Nach Einschätzung von 78 Prozent der Klinikärzte ist die Personaldecke dafür zu dünn.

Überhaupt scheinen sich die Kliniken zum großen Sorgenkind im Gesundheitswesen zu entwickeln. Wegen des steigenden Kostendrucks sehen mittlerweile 79 Prozent der Krankenhausärzte die Therapiefreiheit infrage gestellt. Vor zwei Jahren waren es noch 60 Prozent.

Auch der große Rest der Bevölkerung sieht für die Zukunft der stationären Versorgung eher schwarz. 59 Prozent glauben, dass es die Kliniken zunehmend schwer haben werden, qualifizierte Ärzte und Pfleger in ausreichender Zahl zu finden. Genauso viele sind davon überzeugt, dass sich Klinikärzte für ihre Patienten künftig weniger Zeit nehmen können.