Die Deutschen gehen gar nicht so oft zum Arzt

Die Hälfte der Besuche beim Mediziner geht auf Kosten von 16 Prozent der Patienten. Die Praxisgebühr bleibt.

Berlin. Die Deutschen gehen nicht so oft zum Arzt wie bislang angenommen. 50 Prozent der Arztbesuche gingen auf die Kosten von 16 Prozent der Patienten — sie treiben damit die Statistik in die Höhe, berichtete das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI).

Zwar werden die Bundesbürger mit im Schnitt 17 Arztbesuchen pro Jahr häufig bei ihren niedergelassenen Medizinern vorstellig, sagte ZI-Geschäftsführer Dominik Graf von Stillfried. Doch „den“ Deutschen gebe es nicht: So gehe die Hälfte bis zu zehn Mal im Jahr zum Arzt. Ein Viertel der Patienten kontaktiere aber nur bis zu vier Mal pro Jahr einen Mediziner. Weitere 25 Prozent der Patienten hätten fünf bis zehn Kontakte pro Jahr. Ein weiteres Viertel suchen elf bis 22 Mal pro Jahr einen Arzt auf. Weitere 25 Prozent nehmen häufiger als 22 Mal pro Jahr einen Arzt in Anspruch.

Kritiker von Krankenkassen hatten das rekordverdächtige Gedränge in deutschen Arztpraxen oft bemängelt. In anderen EU-Staaten ist weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Arztbesuche in Deutschland normal. Derweil steht die umstrittene Praxisgebühr, die die Zahl der Arztbesuche reduzieren sollte, weiter auf dem Prüfstand. Während die FDP fordert, die Gebühr abzuschaffen oder auszusetzen, will die CDU an der Regelung festhalten. Es gibt keine Änderung an der Gebühr von zehn Euro pro Quartal, sagte am Montag CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn.

Die Kassen haben ein Finanzpolster von zehn Milliarden, der Gesundheitsfonds eine Liquiditätsreserve von 9,5 Milliarden Euro angesammelt. Daher sind Forderungen nach einer Entlastung der Beitragszahler laut geworden. Die SPD plädiert ebenfalls für eine Abschaffung der Praxisgebühr. Diese führe zu unnötiger Bürokratie in den Arztpraxen, sagte Generalsekretärin Andrea Nahles. dpa/Red