Die hohe Kunst des politischen Geschenks

Bescherung für Staatsoberhäupter und Regierungschefs: Bei Auslandsreisen werden traditionell Gaben ausgetauscht. Dazu gehören Vasen, Tennisschläger — oder lebende Tiere.

Berlin. Ausgerechnet eine Motorsäge soll die wegen des Irakkriegs aufgerissene deutsch-amerikanische Kluft wieder gekittet haben: Als der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das eher praktisch anmutende Geschenk mit auf die Ranch von George W. Bush nahm, verstand dieser das Medienberichten zufolge als Geste unter echten Kerlen. Er schluckte offenbar seinen Zorn auf Schröder, der sich gegen den Irak-Einsatz ausgesprochen hatte, herunter.

Wie der rote Teppich, das Galadinner und das Händeschütteln gehören Gastgeschenke zu Auslands-Besuchen von Politikern dazu. Gerne werden Blumenvasen, Teeservice, Miniaturbauwerke und Bücher überreicht wie beim Besuch der Großmutter. Die Faustformel: Je unpolitischer, umso besser eignet sich ein Gegenstand als Geschenk.

Was aber tun mit den ganzen Vasen und Statuen? Wie sollen sie in Ehren gehalten werden? Allein bei seinem Türkeibesuch hat Bundspräsident Christian Wulff unzählige Schalen, Teppichläufer und diverse Andenken erhalten, so ein Sprecher des Bundespräsidialamtes. Um die Gaben in Ehren zu halten, werden sie aufbewahrt. Die, die beim Staatsoberhaupt auf Gegenliebe stoßen, darf er sich in sein Büro oder ins Schloss Bellevue als Leihgabe mitnehmen. Denn Besitzer der Geschenke ist nicht er, sondern der Staat. Wenn einige Stücke dem Präsidenten besonders ans Herz wachsen, darf er sie nachher zu ihrem Gegenwert erstehen.

Wirklich haarig wird es, wenn die milde Gabe sich nicht in Schränken und Kellern verstauen lässt, sondern Zuwendung verlangt: Die beiden Widder, die Johannes Rau zu seiner Zeit als Bundespräsident aus Mali mitbrachte, wurden an Zoos weitergegeben. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt hat den inzwischen im Berliner Zoo gestorbenen Panda Bao Bao als Geschenk in China bekommen.

Da ist es schon sinnvoller, Praktisches zu schenken. Das macht Kanzlerin Angela Merkel gern: Meißner Porzellan. „Das sind meist Dinge aus deutscher Produktion, die auf die Persönlichkeit des Gastgebers abgestimmt werden“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Beispielsweise wurde einem Staatschef, der bekennender Tennisfan und -spieler war, mit einem Originalschläger von Steffi Graf eine große Freude gemacht.

Hinweise auf Vorlieben geben meist die Botschaften, die in regem Austausch mit den Staatschefs stehen. „Es ist nicht immer einfach, jedem ein sehr persönliches Geschenk zu machen.“ Aber ob es gefällt oder nicht — am Ende gilt für alle: Vom Umtausch sind sie ausgeschlossen.