Die Jagd auf Plagiate wird zum neuen Volkssport

Nach dem Fall Guttenberg stehen weitere Doktorarbeiten unter Verdacht. Die Plagiatsjäger wollen anonym bleiben.

Düsseldorf. Es könnte einen gewaltigen Glaubwürdigkeitsverlust für Politik und Wissenschaft bedeuten: Nach dem Fall Guttenberg stehen weitere Doktorarbeiten unter Plagiatsverdacht. Die bekannteste Autorin ist FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin. Betreiber der Internetseite VroniPlag wollen herausgefunden haben, dass sie auf 15 Prozent aller Seiten ihrer Arbeit abgekupfert hat.

Edmund Stoibers Tochter Veronika Saß soll gar auf 45 Prozent der Seiten ihrer Arbeit plagiiert haben. Fall Nummer drei ist die Doktorarbeit des CDU-Abgeordneten Matthias Pröfrock aus Baden-Württemberg. Nachdem die Internetnutzer auf 46 Prozent aller Seiten Plagiate witterten, räumte er ein, dass „insbesondere bei Passagen, die aus dem Internet zitiert worden sind, Fehler aufgetreten sind“. Er hat seine ehemalige Universität in Tübingen um erneute Prüfung gebeten. Im Fall Koch-Mehrin hat VroniPlag die Uni in Heidelberg informiert. Ermittlungen laufen.

Während die Macher mit ihren „Verdächtigen“ hart ins Gericht gehen, wollen sie selbst anonym bleiben. Der Initiator von VroniPlag verrät nur so viel: Einge der Macher kommen aus dem Umfeld der Seite GuttenPlag, die die „Plagiats-Affäre“ von Karl-Theodor zu Guttenberg aufgedeckt hatte. Die Universität Bayreuth prüft derzeit, ob er mit Vorsatz gehandelt hat. Wie Guttenberg am Mittwoch mitteilte, wird er entgegen erster Äußerungen nicht gegen eine Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse vorgehen.

Der Initiator von VroniPlag erklärt: „An uns wurden bereits weitere Verdachtsfälle herangetragen.“ Droht nach dem Fall Guttenberg jetzt eine Enthüllungswelle? „Ich halte es für möglich, dass dies erst die Spitze des Eisbergs ist“, sagt Matthias Jaroch vom Hochschulverband. Doktortitel seien für Politiker ein Imagefaktor. „Titelgier“ überwiege bisweilen wissenschaftliches Interesse. Dennoch dürfe kein Generalverdacht entstehen. „Es ist möglich, neben einem anspruchsvollen Job auf redliche Weise zu promovieren.“