Die Lehrer-Ausbildung auf dem Prüfstand
Eine strikte Reform sollte Lehrer besser auf den Beruf vorbereiten. Eine Zwischenbilanz.
Düsseldorf. Neuer Studienabschluss, mehr Praktika, kürzeres Referendariat — vor fünf Jahren hat die damals schwarz-gelbe Landesregierung eine umfassende Reform der Lehrerausbildung beschlossen. Ein Großteil davon wurde inzwischen umgesetzt. Eine Zwischenbilanz:
Veränderungen in der Gesellschaft stellen auch Lehrer vor neue Herausforderungen. So sprechen etwa 18 Prozent der Grundschüler in ihren Familien kein Deutsch und müssen entsprechend gefördert werden. Zudem spielt das frühzeitige Erkennen von Lernschwächen eine immer größere Rolle. Außerdem sollten Lehramtsstudenten früher in ihrer Ausbildung mit dem realen Berufsalltag in Berührung kommen — um nicht erst im Referendariat zu merken, dass der Beruf nichts für sie ist.
Das Lehramtsstudium wurde flächendeckend in Bachelor- und Masterstudiengänge umstrukturiert und um ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum ergänzt. Dafür wurde das Referendariat von zwei auf anderthalb Jahre verkürzt. Die Landesregierung hat für die Umstellung 106,2 Millionen Euro bereitgestellt. Außerdem gehören jetzt die Fächer „Diagnose und Förderung“ sowie „Deutsch als Zweitsprache“ zum Studium dazu. Außerdem müssen alle zukünftigen Grundschullehrer Mathe und Deutsch als Pflichtfächer belegen.
Kritiker bemängeln, dass das Pflichtpraktikum erst bis 2015 flächendeckend eingeführt wird, das Referendariat im Gegenzug aber schon 2011 verkürzt wurde.
NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) stellt außerdem eine Lockerung der strengen Latinum-Regelung in Aussicht. Wer eine moderne Fremdsprache auf Lehramt studiert, soll dies auch ohne Latinum tun dürfen. Für Fächer wie Geschichte und Philosophie soll bereits das kleine Latinum ausreichen.
Kritik gibt es vor allem an der Verkürzung des Referendariats, wodurch Lehramtsanwärter schon viel früher eigenverantwortlich in den Klassen eingesetzt werden. Die Verdichtung dieser Ausbildungsetappe bezeichnete die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft als „destruktive Belastungssituation“. Zudem kritisiert die GEW, dass es im neuen Studienbereich „Deutsch als Zweitsprache“ bislang „keine Standardisierungen gibt, die landesweit Vergleichbarkeit gewährleisten könnten“.