IQB-Studie Die Schüler können doch noch richtig schreiben
Ländervergleichsstudie zeigt gute Bildungserfolge in Deutsch und Englisch - Der Osten holt auf, der Südwesten rutscht ab
Düsseldorf. Dass die Schüler durch ihre ständige Simserei nicht mehr richtig schreiben können, ist eine Mär. 66 Prozent beherrschen in der neunten Klasse schon einen Standard in der Orthographie, der eigentlich erst beim Mittleren Schulabschluss erforderlich ist. Das ergab ein deutschlandweiter Vergleich. Die von der Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragte Qualitätsuntersuchung dürfte in einigen Ländern heftige Diskussionen auslösen. Denn nicht alle schnitten gut ab.
Insgesamt sind die Bildungsforscher zufrieden. Im Fach Deutsch hatten 2009 noch vier Bundesländer - Berlin, Brandenburg, Bremen und Hamburg - unter den mittleren Kompetenzwerten gelegen. Sie alle holten bis 2015 deutlich auf, während jetzt als einzige Bundesländer Baden-Württemberg und leicht auch Bayern ins Minus gerutscht sind. Beim Lesen führen Sachsen und Schleswig-Holstein das Ranking an, gefolgt von Bayern und Thüringen.
2009 hatte nur Bayern bei den Englischkenntnissen der Neuntklässler über dem mittleren Kompetenzwert gelegen, 2015 sind es ausnahmslos alle Bundesländer. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer holten enorm auf. Sie hätten ihre Lehrkräfte gezielt gefördert und teilweise zur Fortbildung nach Kanada geschickt, wurde berichtet. Dennoch liegen Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein beim Leseverstehen in Englisch über dem Durchschnitt. In sechs westdeutschen Ländern wurde zusätzlich Französisch getestet.
Nordrhein-Westfalen liegt bei den Deutschkenntnissen seiner Schüler in der hinteren Hälfte. Platz 13 im Lesen, Zuhörverständnis und richtig schreiben. Das war auch 2009 nicht wesentlich anders, die Veränderungen werden als "nicht signifikant" eingestuft. Im Englischen gehören die Schüler von Rhein und Ruhr wiederum zu den besseren in Deutschland, Platz 5 beim Leseverstehen und auch beim Hörverstehen.
Die soziale Herkunft der Schüler spielt im Fach Deutsch nicht mehr so eine große Rolle wie früher. Die Unterschiede hätten sich hier "signifikant verringert", hieß es - offenbar auch ein Erfolg gezielter Förderung. Und Migrantenkinder unterschieden sich in ihren Leistungen in Englisch kaum von deutschen Kindern. Auch in deutscher Orthografie nicht. Also bei allem, was sie erst in der Schule lernen. Nur beim Lesen des Deutschen hatten sie größere Schwierigkeiten. Ebenfalls interessant: Ob ein Bundesland über viele oder über wenig Gymnasiasten verfügt, also stärker oder weniger stark selektiert, war für die Ergebnisse kaum relevant. Man solle weniger über Schulmodelle und Strukturen reden, sondern mehr über die Qualität des Unterrichts, schloss die KMK
Erhoben hat sie wie schon 2009 das Berliner Institut für die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. 37.000 Schüler der Sekundarstufe I von 1714 Schulen in allen Bundesländern mussten dazu Anfang 2015 Tests schreiben. Flüchtlingskinder dürften da noch wenige darunter gewesen sein. Die Erhebung ist eine Folge des so genannten "Pisa"-Schocks im Jahr 2001. Diese internationale Vergleichsstudie zeigte damals teilweise erhebliche Rückstände Deutschlands gegenüber anderen Ländern. Seitdem gibt es ein umfangreiches nationales Qualitätsmanagement. Neben der jetzt veröffentlichen Studie über die Leistungen in Deutsch und Fremdsprachen wird alle fünf Jahre - das nächste Mal 2016 und 2017 - auch eine Erhebung für den Bereich Naturwissenschaften und Mathematik sowie eine für die Leistungen der Grundschüler veröffentlicht.