De Maizière will die Flüchtlinge von Leipzig nicht besonders loben Drei syrische Helden und ein Problem
Berlin. "Helden von Leipzig", das waren bisher die Montagsdemonstranten von 1989. Jetzt werden ausgerechnet drei syrische Flüchtlinge so genannt, die am Wochenende einen mutmaßlichen IS-Terroristen festhielten und der Polizei übergaben.
In einer Online-Petition wird sogar gefordert, ihnen das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Das gefällt nicht jedem. Vor allem nicht Innenminister Thomas de Maizière (CDU).
Es war auffällig, dass er am Montag nach der erfolgreichen Festnahme über die Leistung der Drei kein Wort verlor, sondern nur den beteiligten Polizeibeamten und den Sicherheitsbehörden für den Fahndungserfolg dankte. Dabei war der mutmaßliche Terrorist den Einsatzkräften in Chemnitz unter wenig schmeichelhaften Umständen entkommen, während die drei Syrier in Leipzig beherzt zugriffen. Sie übergaben der Polizei den Mann, der bei ihnen Zuflucht gesucht hatte, wie ein Paket verschnürt. Ihre Erklärung: Sie seien Deutschland dankbar und wollten "es nicht zulassen, dass er Deutschen etwas antut".
Bundeskanzlerin Angela Merkel und auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) lobten anders als de Maizière schon am Montag das Verhalten der "mutigen und verantwortungsbewussten syrischen Mitbürger". Merkels Sprecher Steffen Seibert wiederholte das auch am Mittwoch: "Ein bemerkenswertes und lobenswertes Zeichen von Mut und Zivilcourage". Nicht so de Maizière. Er ließ sich auch am Mittwoch bei einer Pressekonferenz erst auf Nachfrage den Satz entlocken, dass "Lob und Anerkennung verdiene", wenn Menschen bei öffentlichen Fahndungsaufrufen den Sicherheitsbehörden hülfen. Dass es Syrer waren, erwähnte er erneut nicht, genauso wie er der Frage auswich, ob er den drei Flüchtlingen das Lob irgendwie persönlich übermitteln werde. Er gebe keine Auskunft über seine Termine.
Die online-Petition "Bundesverdienstkreuz für den Helden von Leipzig" (die Initiatoren gingen anfangs von einem Flüchtling aus) wird auch von Bundestagsabgeordneten unterstützt. "Mehr Ankommen, mehr Integration ist kaum vorstellbar. Das ist vorbildlich", argumentierte etwa der SPD-Politiker Johannes Kahrs. Sein CDU-Kollege Jürgen Klimke sagte, eine solche Ehrung wäre ein "starkes Signal". Erinnert wird in diesem Zusammenhang an das Beispiel jener drei Amerikaner, die 2015 in einem Thalys-Zug bei Brüssel einen Terroristen stoppten. Sie wurden in Frankreich kurz darauf von Präsident Francois Hollande empfangen und als "Ritter der Ehrenlegion" ausgezeichnet. Auch in Deutschland kann das vergleichbare Bundesverdienstkreuz Ausländern verliehen werden. Zuständig für die Bearbeitung und ein Votum ist in diesem Fall das Auswärtige Amt. Die letzte Entscheidung liegt beim Bundespräsidenten.
Im Ministerium von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hieß es, man werde die Idee "sorgfältig und wohlwollend prüfen". De Maiziere hingegen äußerte sich inhaltlich gar nicht zu dem Vorschlag. "Jeder kann Anregungen an den Bundespräsidenten richten". Noch eine dritte Belohnung wurde für die "Helden von Leipzig" in die Diskussion gebracht: Ihre sofortige Anerkennung als Asylbewerber. Das freilich ist überflüssig, sie haben bereits einen anerkannten Flüchtlingsstatus.