Medienkonsum Eltern mit wenig Bildung: Kinder landen vor Bildschirmen
Köln (dpa) - Fernseher, YouTube, Computerspiele: Besonders Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern verbringen viel Zeit vor Bildschirmen.
„Zu viel Mediennutzung im jungen Alter kann sich aber für die Entwicklung ungünstig auswirken“, sagte Familienpolitik-Experte Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln mit Blick auf Daten des Nationalen Bildungspanels. Sein Institut warnt vor krankhaftem Übergewicht, Augenbeschwerden, Schlafstörungen und aggressiverem Sozialverhalten bei übermäßigem Medienkonsum.
Fast drei von fünf Viertklässlern mit einer Mutter ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss, also zum Beispiel lediglich mit Hauptschulabschluss, verbrachten der IW-Auswertung zufolge mehr als zwei Stunden am Tag vor Bildschirmen. Auf Kinder aller Mütter gemünzt waren es hingegen nur etwa zwei von fünf Jungen und Mädchen mit ähnlich hohem Medienkonsum. Am wenigsten schauten Viertklässler von Müttern mit Hochschulabschluss täglich auf Bildschirme - nur bei knapp drei von zehn waren es mehr als zwei Stunden.
Den Grund für die Diskrepanz sieht IW-Experte Geis darin, dass sich die Kinder an ihren Eltern orientierten. „Erwachsene aus bildungsfernen Haushalten konsumieren mehr TV“, erklärte er. „Eltern aus bildungsnahen Haushalten besitzen deutlich mehr Bücher und lesen mehr.“
Trotzdem attestiert Geis den bildungsferneren Familien keine „Laissez-Faire“-Erziehung in allen Bereichen. Fast zwei von fünf Kinder mit Müttern ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss sagten demnach, dass ihre Eltern Wert darauf legten, dass sie die Hausaufgaben immer zur selben Zeit machen. In Familien mit höher qualifizierten Müttern war das deutlich seltener die Regel. „Niedrigqualifizierte Mütter begleiten ihre Kinder häufiger bei den Hausaufgaben“, erklärte Geis.
In den Schulen sollten die Kinder nach Einschätzung des IW digitale Kompetenzen erlernen. Andernfalls drohe besonders den Kindern aus bildungsfernen Haushalten, abgehängt zu werden und später am Arbeitsmarkt weniger Chancen zu haben. Computerspiele und Filme seien dabei aber nicht sinnvoll, es sei denn in einem geeigneten pädagogischen Rahmen.