Energiewende: Mehr Tempo beim Mammutprojekt

Die Kanzlerin macht Druck bei der Energiewende. Die Maßnahmen sollen besser koordiniert und schneller umgesetzt werden.

Berlin. Die Kanzlerin zeichnet mit ihren Händen eine Kugel, sie soll das große Ganze symbolisieren. Anschließend spricht Angela Merkel von einem Meilenstein, den das Treffen am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten bilde.

Doch das große Ganze war bei der Energiewende zuletzt ziemlich aus dem Blick geraten, glaubt man dem Kritik-Chor von Wirtschaft, Energiebranche und Umweltverbänden. Die Regierung wusste gar nicht, welches Problem sie zuerst anpacken sollte.

Nun sollen halbjährliche Gipfel das Mammutprojekt auf Spur bringen — und Arbeitskreise. Liest man die Tagesordnung des rund dreistündigen Treffens, drängt sich der Verdacht auf, dass es auch eine Tagesordnung von 2011 sein könnte.

Sie zeigt, dass die Probleme die gleichen sind. Ohne eine Tempoverschärfung droht das Projekt gegen die Wand zu fahren. Die 16 Länder haben eigene Energiekonzepte, jeder will mitmachen, doch die zentrale Steuerung scheint zu fehlen. Aber es scheint nun einen gemeinsamen Willen von Bund und Ländern zu geben, es zu schaffen.

Der neue Umweltminister Peter Altmaier (CDU) will die Energiewende besser koordinieren und mit Wirtschaft und Umweltverbänden einen Konsens anstreben. So will er den unkoordinierten Ausbau, etwa im Solarbereich, mit dem Tempo beim Stromnetzausbau in Einklang bringen.

Denn laut Deutscher Energie-Agentur summieren sich jetzt schon die Länder-Ziele bei Solar- und Biogasanlagen, Windparks und Wasserkraftwerken auf eine installierte Leistung von 157,3 Gigawatt bis 2022. In dem Jahr sollen die letzten Atommeiler abgeschaltet werden. Die Jahreshöchstlast, also der maximale Strombedarf, liegt in der Regel nicht höher als 80 Gigawatt.

Schon jetzt gibt es aber so viele Noteingriffe in den Netzbetrieb wie nie zuvor — ebenso bei der Zwangsabschaltung von Windparks mangels Netzkapazitäten zum Abtransport des Stroms. Es fehlen Speicher, hier ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Windparks produzieren halt nicht wie Atom- und Kohlemeiler eine zu 100 Prozent planbare Menge Strom.

Daher sind zusätzlich auch noch Gaskraftwerke mit einer Leistung von etwa sieben Atomkraftwerken notwendig. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) betonte, es müssten rasch die nötigen 4000 Kilometer neue Stromleitungen gebaut werden.