Erstmals sinkende Arzneiausgaben erwartet
Berlin (dpa) - Nach jahrelangen drastischen Kostensteigerungen erwarten die Apotheken in diesem Jahr erstmals sinkende Arzneimittelausgaben in Deutschland. „Im laufenden Jahr dürften die gesetzlichen Krankenkassen zum ersten Mal weniger für Arzneimittel ausgeben als im Vorjahr.“
Das sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. 2010 gab es laut DAV nur noch einen Zuwachs von 1,1 Prozent auf 27,9 Milliarden Euro ohne Impfstoffe. Hauptgründe seien eine leicht gesunkene Zahl abgegebener Arzneipackungen (731 Millionen Stück) sowie die Spargesetze von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). Die Koalition hatte bereits vor der am Jahresbeginn in Kraft getretenen Neuordnung des Pharmamarktes einen erhöhten Zwangsrabatt beschlossen, um die galoppierenden Kosten in den Griff zu bekommen.
Die Rabattverträge mit Herstellern ersparten den Kassen laut DAV 2010 rund 1 Milliarde Euro. Dies sei in den offiziellen Ausgabendaten zunächst noch nicht enthalten, weil die Kassen das Geld erst später zurückbekämen.
„Der politisch gewollte Einspareffekt zieht, darüber hinaus werden die Apotheker zusätzlich belastet“, sagte Becker. Die Koalition habe zwar durch einen Apotheken- und Großhandelsabschlag beide Seiten mit jeweils 200 Millionen Euro im Jahr belasten wollen, doch gebe der Großhandel seinen Anteil an die Apotheken weiter. „Dagegen wehren wir uns“, sagte Becker. Den 21 500 Apotheken stünden fünf Großhandelskonzerne gegenüber. Immer mehr Apotheken müssten schließen.
Die Arzneimittelausgaben lagen laut DAV 2007 bei 24,5 Milliarden Euro, in den Folgejahren stiegen sie zunächst auf 25,8, dann auf 27,6 Milliarden Euro. Wegen anderer Berechnungsgrundlagen liegen die offiziellen Zahlen der Kassen zu den Arzneimittelausgaben höher.