Fachkräftemangel: Lokführer und Klempner sind knapp
Die Regierung feiert sich im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Doch jedem dritten Unternehmen fehlt qualifiziertes Personal.
Berlin. Der Kampf der Bundesregierung gegen den Fachkräftemangel ist aus Sicht von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) eine Erfolgsgeschichte. Dabei werden sogar die Klempner knapp. Die Opposition wirft Schwarz-Gelb vor, das Problem verschärft zu haben.
Die Sicherung der Fachkräfte sei „die Achillesverse der deutschen Wirtschaft“, meinte von der Leyen am Mittwoch bei der Vorstellung des aktuellen Regierungsberichts zur Arbeitsmarktsituation. Ihre Einschätzung hat vor allem mit den demografischen Veränderungen zu tun. Nach den Prognosen wird die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland bis zum Jahr 2025 um etwa sechs Millionen sinken.
Aber es gibt auch gegenläufige Tendenzen. So konnte der bisherige Rückgang durch einen höheren Beschäftigungsgrad der Bevölkerung und eine stärkere Zuwanderung ausgeglichen werden. Laut Bericht ist die Erwerbstätigenquote in Deutschland seit 2005 um etwa sieben auf 77 Prozent gestiegen. Von der Leyen sieht darin einen politischen Erfolg der Bundesregierung. Mit einer „langfristigen Strategie“ würden „systematisch alle Potenziale im In- und Ausland“ erschlossen.
Ende 2012 gingen fast zwei Drittel der 55- bis 64-Jährigen einem Job nach. Im Jahr 2000 war es nur ein Drittel gewesen. Ursache der Entwicklung ist die weitgehende Abschaffung der Frühverrentung, aber wohl auch die schrittweise Einführung der Rente mit 67.
Die Erwerbstätigenquote der Frauen ist seit 2006 um sechs auf gut 71 Prozent gestiegen. Jede zweite Frau in Deutschland ist aber nur in Teilzeit beschäftigt.
Deutschland wird auch für ausländische Fachkräfte zunehmend attraktiv. So hat sich der Anteil der Akademiker unter den Migranten zwischen 2005 und 2009 um 14 auf 44 Prozent erhöht. Von der Leyen machte für diesen Trend die erleichterte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse verantwortlich. Doch die Arbeitslosigkeit unter Ausländern lag 2012 doppelt so hoch wie unter Deutschen.
Das Fachkräfteproblem ist damit noch längst nicht gelöst. Nach Angaben der Ministerin ist die Zeitdauer, bis eine offene Stelle neu besetzt wird, in den vergangenen beiden Jahren durchschnittlich von 62 auf 76 Tage gestiegen. Das deutet auf eine Verschärfung der Situation hin.
Laut Bundesagentur für Arbeit fehlt es nicht nur im Maschinenbau und in der Energiebranche an Experten. Auch nicht akademische Fachkräfte wie Klempner und Fahrzeugführer werden langsam knapp.
Im Bereich Klempnerei, Sanitär, Heizung und Klimatechnik bleiben offene Stellen im Schnitt 107 Tage unbesetzt. Dramatisch ist der Mangel an Lok- und Triebwagenführern: Rechnerisch kommen hier auf 100 freie Stellen nur 46 Arbeitslose. Inzwischen klagt jedes dritte deutsche Unternehmen über Mangel an qualifiziertem Personal.
Nach Einschätzung der Opposition trägt die Regierung dafür eine erhebliche Mitverantwortung. „Schwarz-Gelb hat die Arbeitsförderung drastisch zusammengestrichen und damit auch dem Fachkräftemangel Vorschub geleistet“, sagte die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Brigitte Pothmer, unserer Zeitung. „Damit nicht genug, hat diese Regierung auch noch die Mini-Jobs ausgeweitet“.