Fast jeder Fünfte hat ausländische Wurzeln
Wiesbaden (dpa) - In Deutschland leben immer mehr Menschen aus Zuwandererfamilien. Fast jeder fünfte Einwohner hatte 2010 ausländische Wurzeln. Diese Menschen sind im Durchschnitt jünger, häufiger ledig und schlechter qualifiziert als die Mehrheit der deutschen Gesellschaft.
Mehr als 15,7 Millionen Menschen in Deutschland haben ausländische Wurzeln - das waren etwa 600 000 mehr als 2005, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtet. Von ihnen sind zwei Drittel zugewandert und ein Drittel in Deutschland geboren. Die Mehrheit (8,6 Millionen) hat einen deutschen Pass.
Zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen die Statistiker in dieser Erhebung Menschen, die seit 1950 aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, sowie deren Nachfahren. Fast ein Drittel stammt aus den 27 EU-Mitgliedsländern. Wichtigstes Herkunftsland ist die Türkei (14 Prozent).
Die Menschen aus Zuwandererfamilien sind im Durchschnitt 35 Jahre alt - und damit fast 11 Jahre jünger als die anderen rund 66 Millionen Einwohner der Republik. Ihnen fehlt häufiger ein Schulabschluss und ein anerkannter Berufsabschluss als der Mehrheit der Gesellschaft.
So haben gut 15 Prozent der Migranten keinen anerkannten Schulabschluss - in der übrigen Bevölkerung sind es nur 2 Prozent. Ein in Deutschland als berufsqualifizierend eingestufter Abschluss fehlt 45 Prozent der Menschen mit ausländischen Wurzeln. Bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund kann ihn jeder Fünfte nicht vorweisen.
Die Nachteile bei der Bildung verschlechtern auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt: So waren Menschen mit Migrationshintergrund etwa doppelt so oft erwerbslos wie jene ohne. Auch bei den Minijobs waren sie stärker vertreten. Und auch ihr Armutsrisiko war deutlich höher. Gut jeder vierte Mensch aus einer Zuwandererfamilie war davon bedroht, bei den übrigen waren es nur knapp 12 Prozent.