„FAZ“: Krankenkassen mit 740 Millionen Euro im Minus

Berlin (dpa) - Die fetten Jahre bei der gesetzlichen Krankenversicherung sind vorbei. In den ersten drei Quartalen 2014 verbuchten die Kassen nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein Minus von 740 Millionen Euro und mussten erstmals seit längerem von ihren Reserven zehren.

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Als Grund für die Entwicklung wurden steigende Gesundheitskosten und Änderungen im Finanzausgleich zwischen den Kassen genannt.

Im vergangenen Jahr hatten sie in dem Zeitraum noch einen Überschuss von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Seit geraumer Zeit deutete sich allerdings an, dass ihre Finanzlage angespannter ist. Zuvor konnten die Kassen laut Zeitung fünf Jahre lang Gewinne einfahren und Reserven anlegen.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung erklärte zu dem Bericht: „Der Trend stimmt, denn die Ausgaben für Medikamente, Arzthonorare und Kliniken steigen schneller als Einnahmen.“ Die exakten Zahlen über den Gesundheitsfonds und alle Kassen erwarte man in der kommenden Woche vom Gesundheitsministerium, sagte Sprecher Florian Lanz der Deutschen Presse-Agentur.

Das Ministerium erklärte, die 131 Krankenkassen hätten in den ersten drei Quartalen durch Prämienzahlungen und freiwillige Leistungen Reserven in Höhe von rund 750 Millionen Euro an ihre Versicherten zurückgeführt. „Die gesetzlichen Krankenkassen verfügen damit über Finanz-Reserven in Höhe von rund 16 Milliarden Euro“, sagte eine Sprecherin. Damit sei die Finanzsituation der gesetzlichen Kassen weiter stabil.

Innerhalb des Kassenlagers ergibt sich dem „FAZ“-Bericht zufolge ein sehr unterschiedliches Bild. Während die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und die Knappschaft Überschüsse von 350 und 118 Millionen Euro ausweisen, schreiben alle anderen rote Zahlen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Angaben der Krankenkassen.

Demnach kommen die Innungskassen nach neun Monaten auf ein Defizit von 118 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen auf ein Minus von 257 Millionen Euro und die Ersatzkassen, der Marktführer, gar von 830 Millionen Euro.

Ende 2013 hatte die gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ein Rekordpolster von 30,3 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Davon entfielen 16,7 Milliarden Euro auf die einzelnen Kassen und 13,6 Milliarden auf den Gesundheitsfonds, die Geldsammel- und Geldverteilstelle der GKV. Wegen dieser guten Finanzlage reduzierte der Bund seine Zuschüsse für die GKV vorübergehend.

Für die Versicherten fällt 2015 der bisherige Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent weg - der von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen Teilen zu tragende Beitragssatz wird auf 14,6 Prozent festgelegt. Allerdings dürften viele Kassen einkommensabhängige Zusatzbeiträge erheben, um den Einnahmeausfall zu kompensieren. Billiger wird es für viele Versicherte daher wohl nicht.