Freie Wähler wollen mit EU-Kritik punkten
Die Partei ist nur in Bayern im Landtag, will aber 2013 in den Bundestag einziehen.
Berlin. Hubert Aiwanger redete sich regelrecht in Rage: Die etablierten bürgerlichen Parteien seien „nicht mehr politikfähig“. Dagegen seien die „Freien Wähler“ die einzigen, die noch Kurs hielten.
Bei den Bürgerrechten sowieso und natürlich gegen die Euro-Rettungsschirme. Aiwanger ist Chef der Bundesvereinigung der „Freien Wähler“, einer 5000 Mitglieder zählenden Gruppierung, die Union und FDP bei der Bundestagswahl 2013 das Fürchten lehren will.
Dazu war der gelernte Landwirt aus Bayern am Freitag gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten Stephan Werhahn, einem Enkel Konrad Adenauers, nach Berlin gereist. Für den Einzug in den Bundestag liege man „ganz im Zeitplan“, versicherte Aiwanger dort.
Das Spitzenpersonal stehe schon fest; auch das Grundsatzprogramm sei geschrieben. Besagte Vorlage unter dem Titel „Unsere Demokratie erneuern — der Mensch im Mittelpunkt“ liest sich ebenso bürgernah wie EU-kritisch.
Mit diesem Mix zielen Aiwanger und Werhahn auf Wähler in der bürgerlichen Mitte, die von der schwarz-gelben Regierungspolitik frustriert sind.
„Fünf Prozent plus x“, gab Bundeschef Aiwanger als Wahlziel aus. Damit dürfte es jedoch schwierig werden, denn die „Freien Wähler“ sind alles andere als eine homogene Truppe.
Rund 300 000 Gleichgesinnte haben sich laut Aiwangers in kommunalen Wähler-Gruppen organisiert. Gerade dort halten viele das Projekt Bundestagswahl aber für einen Irrweg.
Besonders in Baden-Württemberg ist der Widerstand groß, aber auch in Bayern, der Hochburg der „Freien Wähler“, herrscht Unzufriedenheit mit Aiwangers Kurs. Manche werfen ihm einen autokratischen Führungsstil vor. Aiwanger hatte schon vor ein paar Monaten die Parole ausgegeben: „Die freien Wähler müssen wählbar sein von der Kommune bis nach Europa. Und da gehört der Bund dazu“.
Kürzlich wurde bekannt, dass in Franken ganze Ortsverbände der Partei den Rücken kehren, weil sie sich lieber mit dem Bau von Kitas befassen wollen als mit der Euro-Krise. In den beiden Südländern stellen die „Freien Wähler“ zahlreiche Bürgermeister und Stadträte.