Friedliche Präsidentenwahl in Osttimor
Díli/Sydney (dpa) - Es ist ein Test für die Stabilität des jungen Landes: Zum zweiten Mal seit der Unabhängigkeit haben am Samstag im südostasiatischen Inselstaat Osttimor Präsidentenwahlen stattgefunden.
Zwischenfälle wurden bis zur Schließung der Wahllokale am Abend (Ortszeit) nicht gemeldet.
Die Abstimmung in der früheren portugiesischen Kolonie galt auch als Stimmungstest für die wichtige Parlamentswahl im Juni. Das Ergebnis werde erst in einigen Tagen vorliegen, teilten offizielle Stellen mit. Eine Stichwahl im April ist wahrscheinlich. Rund 600 000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen.
Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta bewarb sich bei der Wahl für eine zweite fünfjährige Amtszeit als Staatsoberhaupt des bitterarmen Landes östlich von Indonesien. Er hat seinen rund 1,1 Millionen Landsleuten versprochen, Osttimor in die Südostasiatische Staatengemeinschaft Asean zu bringen.
Der 62-Jährige räumte ein, keine große Motivation für eine erneute Bewerbung gehabt zu haben. Dies habe sich aber geändert, nachdem ihn 120 000 Anhänger in einer Unterschriftenaktion zu einer Kandidatur aufgefordert hätten. „Dieses Vertrauen muss ich zurückgeben.“ 2008 war Ramos-Horta bei einem Attentat schwer verletzt worden. Zwei Jahre zuvor hatte es schwere Unruhen gegeben. Auslöser war der Frust entlassener Soldaten, der in gewalttätigen Protesten gegen die desolate Wirtschaftslage gipfelte. Ölfunde haben die Situation inzwischen entspannt.
Ramos-Hortas aussichtsreichste Mitbewerber sind Francisco Lu Olo Guterres von der linken Fretilin-Partei und der ehemalige Guerilla- und Armeechef Taur Matan Ruak. Dieser wird von Ministerpräsident Xanana Gusmão und dessen regierender CNRT-Partei unterstützt. „Ich werde in der ersten Runde gewinnen“, gab sich Matan Ruak bei der Stimmabgabe in der Hauptstadt Díli siegessicher. Beobachter rechneten hingegen damit, dass keiner der insgesamt zwölf Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht und deshalb eine Stichwahl stattfindet.
Osttimor war bis 1975 rund 400 Jahre lang portugiesisch. Nach dem Rückzug der Kolonialmacht rief die Befreiungsbewegung Fretilin die Unabhängigkeit aus, woraufhin Indonesien das Land besetzte und annektierte. Nach einem blutigem Befreiungskampf mit rund 200 000 Toten wurde Osttimor schließlich 2002 endgültig unabhängig.