Friedrich eröffnet Nationales Cyber-Abwehrzentrum

Bonn/Berlin (dpa) - Acht Behörden ziehen an einem Strang: Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum soll Gefahren aus dem Internet bannen, die den Datennetzen oder der Strom- und Wasserversorgung drohen.

„Im Kern der Cyber-Sicherheit steht der Schutz kritischer Infrastrukturen“, sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zur offiziellen Eröffnung der neuen Einrichtung am Donnerstag in Bonn.

Das Zentrum ist eine gemeinsame Plattform zum schnellen Informationsaustausch und zur besseren Koordinierung von Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen Angriffe aus dem IT-Bereich. Hackerangriffe auf den französischen Stromkonzern EDF hätten gezeigt, dass auch die IT-Systeme kritischer Infrastrukturen im Fokus von Cyber-Angriffen stünden, sagte Friedrich. „Wir müssen feststellen, dass die Gefahr von Angriffen auf diese Systeme zunimmt.“

Das Cyber-Abwehrzentrum, das seine Tätigkeit bereits im April aufgenommen hat, steht unter Federführung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Amt stellt sechs Mitarbeiter. Je zwei Mitglieder kommen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Seit diesem Donnerstag wirken auch das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, das Zollkriminalamt, der Bundesnachrichtendienst sowie die Bundeswehr als assoziierte Behörden mit.

Aufgabe des Zentrums ist es, IT-Sicherheitsvorfälle schnell und umfassend zu bewerten und abgestimmte Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Informationen über Schwachstellen in IT-Produkten werden ausgetauscht und Vorfälle und Verwundbarkeiten analysiert. Die beteiligten Behörden arbeiten im Rahmen ihrer bisherigen gesetzlichen Befugnisse.

Aus den Reihen der Opposition wurden kritische Stimmen an der Ausstattung sowie an der Zusammenarbeit von Geheimdiensten, Polizeibehörden und Bundeswehr laut. Für die SPD sagte der stellvertretende innenpolitische Sprecher Michael Hartmann, die neue Einrichtung sei „eine Verpackung ohne Inhalt“. Für das gravierende Problem der Angriffe aus dem Netz sei gut ausgebildetes und ausreichendes Personal erforderlich. Die nicht im Bundestag vertretene Piratenpartei kritisierte, „dass Fragen der inneren und äußeren Sicherheit vermischt werden“.

In seinem am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)vor zunehmenden Cyber-Angriffen auf Verbraucher und gezielten Attacken auf Unternehmen und Regierung. „Die Methoden werden immer raffinierter, und die Abwehr von Angriffen erfordert einen immer höheren Aufwand“, heißt es in dem Bericht. Gerade die beliebten Smartphones und Tablet-Computer dürften nach Ansicht der Behörde verstärkt ins Visier von Online-Kriminellen geraten.

Eine gerade besonders aktive Hackergruppe brachte am Mittwoch nach eigener Darstellung die Website des US-Geheimdienstes CIA zum Absturz. Mehrere Stunden war www.cia.gov nur sporadisch zu erreichen. Seit Donnerstag läuft die Website wieder. Die Hackergruppe LulzSec (Lulz Security) erklärte im Kurzmitteilungsdienst Twitter, sie habe eine simple Attacke mit einer Flut an Datenpaketen gestartet. Sie verfügt vermutlich über ein sogenanntes Botnet mit zahllosen infizierten Computern, die ferngesteuert werden können. Wenn alle diese Rechner, die in Privatwohnungen oder in Firmen stehen können, gleichzeitig auf eine Website zugreifen, kann die schiere Datenmasse die Technik in die Knie zwingen - die Website ist nicht mehr zu erreichen.

LulzSec tritt erst seit diesem Jahr öffentlich in Erscheinung. Zu den bisherigen Aktionen gehören ein Angriff auf die Website des konservativen Fernsehsenders Fox, eine Attacke auf den öffentlich-rechtlichen US-Rundfunksender PBS aus Protest gegen eine Dokumentation über den mutmaßlichen Informanten der Enthüllungsplattform Wikileaks, der Diebstahl von Nutzerdaten von Sony Pictures Entertainment und ein Vorstoß auf Computer des US-Senats. Eine neuerliche Attacke auf die Rechner des Senats habe abgewehrt werden können, teilte eine Verantwortliche am Mittwoch mit.