Gauland im Sturm der Kritik: „Bin natürlich kein Rassist“
Berlin/München (dpa) - Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland hat nach seiner Äußerung über angebliche Vorurteile gegen den Fußballer Jérôme Boateng Fehler eingeräumt. An seinem Verständnis für Menschen mit fremdenfeindlichen Ressentiments hält er aber fest.
„Ich bin natürlich kein Rassist“, sagte Gauland der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob denn Menschen, die Vorbehalte gegen Nachbarn mit ausländischen Wurzeln haben, Rassisten seien, sagte er: „So weit würde ich nicht gehen.“ Die Globalisierung und die Wiedervereinigung hätten für viele Menschen große Veränderungen mit sich gebracht. Deshalb reagierten einige jetzt mit einer „geradezu instinktiven Abwehr“ auf Fremde in ihrer Umgebung. „Ich habe das zur Kenntnis zu nehmen“, fügte er hinzu.
Gauland hatte in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ mit Bezug auf den Fußball-Nationalspieler gesagt: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Damit löste der AfD-Vize einen Sturm der Empörung aus. Der in Berlin geborene Boateng hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte Gaulands Äußerung scharf. „Der Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert auf die Frage, wie Merkel den Bericht über Gauland bewerte.
Für CSU-Chef Horst Seehofer hat sich Gauland „total disqualifiziert auf der politischen Bühne“. Er fügte hinzu: „Es ist erbärmlich, wie er sich da präsentiert. Ich glaubte eigentlich, so etwas wäre in Deutschland nicht mehr möglich.“
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte, Gaulands verbale Grenzüberschreitung habe gezeigt, „wie nahe er der Blut-und-Boden-Ideologie der Rechtsextremen steht“.
Der AfD-Vize selbst sagte, er sei kein Fußballfan. Er habe den Verteidiger des FC Bayern München gar nicht gekannt und erst nach dem Interview erfahren, dass Boateng gebürtiger Deutscher sei. Von daher sei dieses Beispiel in einer Diskussion über Zuwanderung nicht gut gewählt gewesen, räumte er ein.
Gegen die Überschrift des „FAS“-Artikels („Gauland beleidigt Boateng“) wolle er juristisch vorgehen, „denn ich habe Herrn Boateng überhaupt nicht bewertet oder abgewertet“. Seine Absicht sei es vielmehr gewesen, auf „bestehende Probleme des Zusammenlebens“ hinzuweisen. Diese hätten sich zuletzt durch eine „kulturfremde Masseneinwanderung“ verschärft.