Gesetzliche Kassen wollen niedrigere Preise beim Zahnarzt
Berlin (dpa) - Kunststoff-Füllungen, Kronen oder gar eine Brücke: Ein Besuch beim Zahnarzt ist oft nicht nur schmerzhaft, sondern wegen privater Zuzahlungen auch teuer.
Die gesetzlichen Krankenkassen möchten nun diesen privaten Teil der Zahnarzt-Abrechnung stärker kontrollieren. So soll verhindert werden, dass die Ärzte beim Eigenanteil der Patienten zu deren Lasten tricksen. Die Zahnärzte sperren sich jedoch gegen die Pläne. Auch das Gesundheitsministerium hält die derzeitige Regelung für ausreichend.
Bisher ist es so: „Die Kassen bezahlen den Festzuschuss, aber die tatsächliche Rechnung, die der Patient für den privaten Anteil erhält, sehen sie nie“, erklärte der Vizevorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Johann-Magnus von Stackelberg, in der „Süddeutschen Zeitung“. Wer mehr will als die Regelversorgung, etwa aufwendige Vollkeramik- statt Metallkronen, muss tiefer ins Portemonnaie greifen.
Der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Viele Versicherte klagen darüber, dass es zu teuer ist.“ Der Verwaltungsbeirat des Spitzenverbandes hat Ende März beschlossen, eine Änderung der Abrechnungskontrolle abzustreben, um Tricksereien zu verhindern.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums müssten Zahnärzte den Kassen bereits jetzt vor der Behandlung eine Aufstellung der Kosten vorlegen - nicht jedoch danach. „Wir halten die derzeitige Regelung aber für ausreichend“, sagte ein Sprecher. Das Ministerium prüfe den Kassen-Vorschlag zwar. Er machte aber zunächst wenig Hoffnung auf eine Gesetzesänderung.
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, unterstützte den Kassen-Vorstoß hingegen. „Es gibt enorme Preisunterschiede für vergleichbare Leistungen“, erklärte er. „Einige Zahnärzte kassieren ihre Patienten systematisch ab.“
Lanz sagte: „Wenn die Krankenkassen regelmäßig erfahren würden, was mit den Rechnungen passiert, dann würden die Zahnärzte sich zweimal überlegen, ob in dem konkreten Fall wirklich eine höhere Rechnung angemessen ist.“
Die Kassen wollen die Abrechnung der Zahnärzte aber nicht nur prüfen, sondern auch neu regeln - mit einen eigenen Preiskatalog für die Zuzahlungen der gesetzlich Versicherten. „Wenn wir die Preise mit den Zahnärzten aushandeln würden, dann würde es bestimmt billiger, als wenn ein Versicherter alleine in der Arztpraxis mit dem Zahnarzt sitzt und ihm faktisch ausgeliefert ist“, sagte Lanz.
Neben dem Gesundheitsministerium wandten sich auch die betroffenen Ärzte gegen das Vorhaben: „Bereits jetzt ist es ja so, dass die Abrechnung immer nach verschiedenen staatlichen Gebührenordnungen stattfindet“, sagte der Vizevorsitzende des Freien Verbandes der Zahnärzte, Reiner Zajitschek, der Nachrichtenagentur dpa. Patienten könnten im Zweifel mit der Rechnung zur Krankenkasse oder zum Verbraucherschutzverband gehen.
Auch die Bundeszahnärztekammer kritisierte die Pläne: „Gesetzliche Kassen bezuschussen nur von ihnen festgelegte Grundleistungen - dadurch gegebenenfalls nötig gewordene Zuzahlungen können nicht den Medizinern angekreidet werden“, sagte Kammer-Präsident Peter Engel.