Ostermärsche fortgesetzt: Unterstützung für Grass
Frankfurt/Main (dpa) - Auf den traditionellen Ostermärschen ist vielfache Unterstützung für Günter Grass laut geworden. Es gebe kein Recht auf Präventivkriege und Erstschläge, betonte die bundesweite Informationsstelle Ostermarsch am Ostersonntag in Frankfurt am Main.
Viele Redner bei Ostermarsch-Kundgebungen hätten dies betont. „Was Grass angestoßen hat, kann nicht als antisemitisch unter den Teppich gekehrt werden“, erklärte der Sprecher der Informationsstelle, Willi van Ooyen. „Es war ein richtiges Wort von Grass“, sagte er zu dem umstrittenen Gedicht, in dem Grass Israel eine Gefährdung des Weltfriedens vorgeworfen hatte.
Ostermärsche für den Frieden in der Welt gab es am Sonntag unter anderem in Nordrhein-Westfalen. In Köln trafen sich Motorradfahrer unter dem Motto „Give Peace a Chance!“ zu einer Tour durch die Stadt. Etwa 150 Menschen brachen im Ruhrgebiet zu einer Fahrradtour auf, um gegen Krieg und Faschismus zu protestieren. Von Essen aus wollten die Teilnehmer der Demo über Gelsenkirchen und Herne nach Bochum radeln. Am Ostermontag soll die Aktion mit einem Marsch von Bochum nach Dortmund ihren Abschluss finden, wie ein Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn sagte.
Zum von Israel verhängten Einreiseverbot für Grass erklärte das Netzwerk, dieses sei eine „unsouveräne Reaktion“ auf dessen Gedicht. Damit werde verhindert, dass sich Grass Streitgesprächen etwa an Universitäten im Land stellen könne.
Größere Märsche sind am Ostermontag unter anderem in Hamburg, Frankfurt am Main, Dortmund und Nürnberg geplant. Am Karsamstag hatte es bei mäßiger Beteiligung Ostermarsch-Veranstaltungen etwa in Stuttgart, Berlin, Magdeburg und am US-Flughafen im rheinland-pfälzischen Ramstein gegeben.
Die Ostermärsche haben ihre Wurzeln im Protest gegen das atomare Wettrüsten während des Kalten Krieges. In Deutschland erlebten sie 1968 und 1983 ihre Höhepunkte mit Hunderttausenden Demonstranten. In den vergangenen Jahren hatten sie geringen Zulauf.