Gesundheitsminister Daniel Bahr will Pflege-WG’s fördern
FDP-Politiker Bahr plant, eine Alternative zwischen Heimaufenthalt und häuslicher Betreuung zu schaffen.
Berlin. Pflegebedürftige sollen nach dem Willen von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) künftig verstärkt in selbstständigen Wohngemeinschaften zusammenleben. „Das ist eine Alternative zwischen Pflege zu Hause und Heim“, sagte Bahr der „Bild“. Sozialverbände und Opposition kritisierten, der Minister wolle damit vor allem sparen.
Bereits bei der Vorstellung der konkreten Pläne zur Pflegereform Mitte Januar hatte Bahr angekündigt, dass Pflegebedürftige in selbst organisierten Wohngruppen eine Pauschale von 200 Euro monatlich erhalten sollen. Sie können dieses Geld für die Beschäftigung einer Kraft verwenden, die die Pflege organisiert.
In einer Pflege-WG mit vier Bewohnern könnten in Pflegestufe eins den Plänen zufolge künftig bis zu 3460 Euro pro Monat fließen. Damit könne ein Pflegedienst bezahlwerden, eine einzelne Pflegekraft — oder auch eine solche Pflegekraft und zusätzlich eine Hilfskraft zur WG-Organisation.
Eine Anschubfinanzierung von 2500 Euro pro Pflegebedürftigem soll zur Gründung einer Pflege-WG ermutigen. Dieser Betrag soll dem Umbau einer künftigen Pflege-WG dienen — etwa für ein behindertengerechtes Badezimmer. Maximal soll es 10 000 Euro für eine vierköpfige Wohngruppe geben. Nach einer Berechnung sollen für solche Investitionen zusammen mit bereits bestehenden Fördermöglichkeiten künftig bis zu 20 228 Euro fließen.
Rolf Höfert, Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbandes, kritisiert: „Dass 10 000 Euro als Anschubfinanzierung reichen, bezweifele ich.“ Zudem habe eine Pflege-WG das Problem, dass die Betroffenen aus ihrem bekannten Umfeld herausgezogen werden.
Der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, mahnt: „Schon heute existieren ohne Wissen der Heimaufsicht private Wohngruppen, die Elendsquartiere am Rande der Legalität sind.“
Die rot-grüne Landesregierung in NRW will das Landespflegegesetz ändern und setzt ebenfalls auf dezentrale Lösungen. Hier sollen ebenfalls Pflegewohngemeinschaften ermöglicht werden, ebenso wie ein Einstieg in eine Pflege in den jeweiligen Wohnquartieren. Zudem werden die Landesmittel um 1,7 Millionen Euro auf 8,2 Millionen Euro erhöht. Damit sollen verlässliche Beratungsangebote geschaffen werden.