Gorch Fock und Afghanistan: Affären belasten Bundeswehr

Rätselhafter Tod eines Soldaten am Hindukusch. Ermittler untersuchen Vorgänge auf dem Segelschulschiff.

Hamburg. Bei der Bundeswehr reiht sich Affäre an Affäre. Nach den Berichten über eine angebliche Meuterei auf der „Gorch Fock“ sowie geöffnete Feldpost von Soldaten wurde am Donnerstag bekannt, dass die Staatsanwaltschaft wegen eines rätselhaften Todesfalls in Afghanistan ermittelt.

Nach Presseberichten soll ein deutscher Soldat (21) kurz vor Weihnachten von einer Kugel aus der Pistole eines Kameraden getötet worden sein, als mehrere Soldaten in einem Zelt auf fahrlässige Weise mit ihren Waffen hantierten. Der Schuss habe sich gelöst, als sich Soldaten ihre Waffen „vor die Nasen“ gehalten hätten. Das berichtete „Bild“ am Donnerstag unter Berufung auf den Ermittlungsbericht der Feldjäger. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bestätigte diese Darstellung aber nicht. Bislang hatte es geheißen, der Mann sei durch eine Kugel aus seiner eigenen Waffen gestorben.

In besonders schwere See gerät die „Gorch Fock“, das Aushängeschild der Marine. Vier Soldaten des Segelschulschiffs sollen nach dem Unfalltod einer Kameradin im November eine Meuterei angezettelt haben — ein in der Nachkriegsgeschichte der Marine bislang einmaliger Vorwurf. Zudem soll es zu sexuellen Übergriffen von Mitgliedern der Stammbesatzung auf Offiziersanwärter gekommen sein.

Jetzt soll ein Untersuchungsteam der Marine an Bord kommen und die Vorwürfe untersuchen. Das Schiff wurde deswegen zurück zu seinem vorherigen Auslaufhafen Ushuaia im argentinischen Teil von Feuerland beordert.

Durch ein Schreiben des Bundestags-Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP) war bekannt geworden, dass es nach dem Unfalltod einer jungen Seekadettin zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Offizieren und Soldaten gekommen sein soll.

Die 25-Jährige war bei einer Segel-Übung aus der Takelage des Schiffes abgestürzt und gestorben. Offenbar wollten einige Soldaten danach nicht wieder in die Masten klettern. Die Schiffsführung beschuldigte vier Offiziersanwärter daraufhin der Meuterei.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verlangte „rückhaltlose Aufklärung“ — und geriet selbst in die Schusslinie der Opposition. Die SPD will Guttenberg wegen der Vorgänge bei der Bundeswehr vor den Verteidigungsausschuss des Bundestags zitieren. Red