Große Mehrheit für Mindestlohn sogar bei Preissteigerungen

Berlin (dpa) - Eine große Mehrheit der Bürger in Deutschland ist für den gesetzlichen Mindestlohn - selbst wenn dieser zu Preissteigerungen führt. Das geht aus einer Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor.

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86 Prozent der erwachsenen Bundesbürger halten die Einführung der gesetzlichen Lohnuntergrenze in Höhe von 8,50 Euro für richtig. 94 Prozent der Befragten, die den Mindestlohn befürworten, würden sich auch bei teurer werdenden Waren und Dienstleistungen immer noch für eine gesetzliche Lohnuntergrenze aussprechen.

Die Zustimmung ist bei den SPD-, Grünen- und Linken-Anhängern am größten. Vier von fünf Anhängern von CDU und CSU (79 Prozent) finden den gesetzlichen Mindestlohn richtig. Unter den FDP-Anhängern unterstützen 63 Prozent die gesetzliche Lohnuntergrenze.

3 Prozent gaben an, sie seien persönlich betroffen von Versuchen von Arbeitgebern, den Mindestlohn zu umgehen. 15 Prozent sagen, sie seien nicht betroffen, wüssten aber von Betroffenen. 81 Prozent kennen den eigenen Angaben zufolge keine Betroffenen und sind dies auch selbst nicht.

SPD-Fraktionsvize Carola Reimann sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Unsere Befürchtungen waren berechtigt, dass es zu Umgehungen kommt. Wir müssen in den kommenden Monaten differenziert und genau hinsehen, ob die gegenwärtigen Kontrollen überall reichen.“ Die Ergebnisse zu den Umgehungen zeigten, „dass die Forderungen der Union nach einer Aussetzung von Kontrollen in die völlig falsche Richtung zielen“.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell sagte der Zeitung: „Die Bürger lassen sich offensichtlich nicht davon irritieren, dass Teile der Wirtschaft und der CDU/CSU die Bürokratie-Keule aus der Ecke geholt haben und versuchen, völlig normale Vorgänge - wie die Dokumentation von Arbeitszeiten - zu diskreditieren.“

Teile der Union und der Wirtschaft verlangen seit Wochen eine möglichst schnelle Entbürokratisierung der Regelungen. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), ihre Partei und die Gewerkschaften pochen darauf, dass die am 1. Januar eingeführte Lohnuntergrenze nicht verwässert werden dürfe. Nun will die Koalition bis Ostern eine Bestandsaufnahme praktischer Probleme machen.