Guttenberg plant vorerst kein Deutschland-Comeback
München (dpa) - Der frühere Verteidigungsminister und einstige CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg plant vorerst kein politisches Comeback in Deutschland.
In einem persönlichen Gespräch mit Parteichef Horst Seehofer und einem offenen Brief an alle CSU-Mitglieder kündigte er an, sich 2013 um kein politisches Mandat zu bewerben. „Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt. Und ich habe auch aus meinen Fehlern zu lernen“, schrieb er. Seehofer zollte Guttenberg am Freitag in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz Respekt. Er schloss aber ein spätere Rückkehr des heute 40-Jährigen nicht aus.
„Ich denke, es ist richtig, ihm jetzt auch die Zeit zu geben, zur Ruhe zu finden, auch den nötigen Abstand zu gewinnen“, sagte Seehofer, der sich am Donnerstagabend mit Guttenberg getroffen hatte. Er betonte aber: „Ich denke, dass eine Wiederkehr in die deutsche Politik unter dem Dach der CSU durchaus eine Option bleibt.“ In dem Gespräch mit Guttenberg sei es lediglich „um den Zeitpunkt“ gegangen.
Im März vergangenen Jahres hatte Guttenberg seinen Rücktritt als Verteidigungsminister erklärt, weil er Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Inzwischen lebt er mit Familie in den USA.
Guttenberg räumte in seinem Brief ein, dass nicht jede seiner Äußerungen im vergangenen Jahr klug gewesen sei. „Rückblickend waren auch die letzten Wochen missglückt, die Vielen, obgleich es nicht meine Absicht war, wie eine Comeback-Inszenierung erschienen.“ Auch hieraus habe er Lehren und Konsequenzen zu ziehen. „Dies erfordert jedoch Zeit und Abstand.“ Guttenberg kündigte in dem Brief an die CSU-Mitglieder deshalb eine „Phase der Aufarbeitung von Verfehlungen, eigenem Verschulden und meiner persönlichen Neuorientierung“ an.
Guttenberg hatte sich unter anderem mit einem Interview-Buch wieder zu Wort gemeldet - und darin auch massive Kritik an der CSU geübt. Zugleich ließ er darin Sympathien für die Gründung einer neuen Partei erkennen. Im Dezember dann machte EU-Kommissarin Neelie Kroes den einstigen CSU-Überflieger zu ihrem Berater in Internetfragen.
In dem Brief betonte Guttenberg nun: „Die CSU bleibt meine politische Heimat, ich habe ihr viel zu verdanken und ich bin und bleibe ihr im Herzen verbunden.“ Er werde sich weiterhin nach Kräften für seine Heimat Oberfranken einsetzen. „Gleiches gilt für die CSU.“ Er werde sich nun aber „neuer Aufgaben annehmen“. „Zuweilen werde ich mich zu außenpolitischen Themen äußern. Allerdings nicht als Politiker, sondern als politisch denkender Mensch.“ Er werde aber „auf lange Sicht“ keine öffentlichen Auftritte in Deutschland mehr wahrnehmen. Bereits gemachte Zusagen nimmt er wieder zurück.
Seehofer zeigte großes Verständnis. Es hätten sehr private und persönliche Überlegungen Guttenbergs und seiner Familie eine Rolle gespielt, berichtete der Parteichef. Er sicherte Guttenberg zu, dass die CSU dessen Heimat und er selbst mit ihm weiter in Kontakt bleibe.
In der CSU wurde Guttenbergs Entscheidung unterschiedlich aufgenommen. „Es ist nun gut, die Debatten um Personen einzustellen und uns um die politischen Sachfragen zu kümmern“, erklärte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. „Die CSU ist sowohl personell als auch inhaltlich stark aufgestellt, um in die kommenden Wahlen zu ziehen.“ Bayerns Agrarminister Helmut Brunner sagte in Berlin: „Wir hätten ihn sicherlich gut gebrauchen können. Aber wir haben viele Talente, die jede Lücke schließen können.“
Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl nannte Guttenbergs Schritt in der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag) „bedauerlich“. Aber dieser habe „noch viel vor sich“. Der CSU-Politiker Norbert Geis sagte: „Ich hoffe, dass das keine Absage an die Politik für alle Zeiten ist.“
In Guttenbergs oberfränkischer Heimat wurde die Nachricht ebenfalls mit Bedauern aufgenommen. „Mit ihm hatten wir eine Persönlichkeit, die die Menschen wieder für die Politik interessiert und begeistert hat“, sagte der Kulmbacher CSU-Kreisvorsitzende Henry Schramm der dpa. „So jemanden zu verlieren, ist ganz schwierig.“
Bayerns FDP-Landeschefin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, begrüßte Guttenbergs Absage. „Es ist gut, wenn der Wahlkampf 2012 in München und Berlin von Inhalten geprägt wird und nicht von der PR von Karl-Theodor zu Guttenberg“, erklärte die FDP-Politikerin.