Immer mehr Ärzte, aber Probleme bei der Versorgung

Offenbar sind die Mediziner in Deutschland falsch verteilt. Gesundheitsminister Spahn (CDU) will mit neuem Gesetz gegensteuern.

Noch gibt es in den meisten Regionen Deutschlands genügend Hausärzte in der Nähe, doch das könnte sich schon bald ändern. Foto: dpa

Foto: Jens Büttner

Berlin. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnt vor einem akuten Ärztemangel. Dabei ist die Zahl der Mediziner in Deutschland auf Rekordniveau. Nach Angaben der KBV fehlen in Deutschland aktuell mehr als 8000 Mediziner. Davon rund 5000 im Klinikbereich sowie gut 3000 in den Praxen. „Allein 2636 Hausarztsitze sind offen“, sagte eine Sprecherin der Organisation auf Anfrage unserer Redaktion. KBV-Chef Andreas Gassen hatte schon am Wochenende gewarnt: Ohne ein Gegensteuern werde man „in fünf bis zehn Jahren eine Versorgung haben, die auch nicht mehr ansatzweise auf dem Niveau von heute liegt“.

Nun haben sich allerdings noch nie so viele Mediziner um das gesundheitliche Wohlbefinden der Bevölkerung in Deutschland gekümmert wie heute. Ende 2017 waren bei den Berufsverbänden gut 506 000 Ärzte registriert — knapp 10 000 mehr als noch im Jahr zuvor. Diese Entwicklung geht jedoch in erster Linie auf Zuwächse bei den Klinik- sowie den angestellten Ärzten in den Praxen zurück. Dagegen ist die Zahl der niedergelassenen Doktoren schon seit fünf Jahren tendenziell im Sinkflug.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will jetzt gegensteuern. Spahn stellte am Montag seinen Gesetzentwurf vor. Nach diesen Plänen sollen niedergelassene Ärzte verpflichtet werden, ihr Mindestangebot an Sprechstunden von 20 auf 25 Stunden pro Woche anzuheben. Bestimmte Arztgruppen wie Haus- und Kinderärzte oder Frauenärzte und HNO-Ärzte, die für die wohnortnahe Versorgung wichtig sind, sollen demnach mindestens fünf Stunden in der Woche offene Sprechstunden ohne Terminvereinbarung anbieten.

Um mehr Ärzte aufs Land zu bekommen, sollen diese obligatorisch regionale Zuschläge erhalten. Bisher war dies freiwillig. Die Kassenärztlichen Vereinigungen werden nach den Plänen Spahns zudem verpflichtet, in unterversorgten Gebieten eigene Praxen oder Versorgungsalternativen wie Patientenbusse, mobile Praxen oder digitale Sprechstunden bereitzuhalten. Zudem sollen die Terminservicestellen zu „Servicestellen für ambulante Versorgung und Notfälle“ weiterentwickelt werden.vet/dpa