Immer mehr Ostdeutsche kommen aus dem Westen zurück
Hamburg/Leipzig (dpa) - Immer mehr abgewanderte Ostdeutsche kommen aus dem Westen in ihre alte Heimat zurück. Nach einer in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vorgestellten Studie des Leibniz Instituts für Länderkunde ist heute jeder Zweite, der aus den alten in die neuen Bundesländer umzieht, ein Rückkehrer.
Allein 2010 gingen demnach mehr als 40 000 Ostdeutsche zurück in ihre frühere Heimat. „Viele Ostdeutsche sind der Arbeit wegen abgewandert, kommen nun aber der Familie und der Freunde wegen zurück“, sagte der Leiter der Studie, Thilo Lang, der Zeitung.
Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes zog es von 1989 bis 2010 rund 4,1 Millionen Ostdeutsche in den Westen. Umgekehrt kamen im gleichen Zeitraum 2,1 Millionen Menschen vom Westen in den Osten.
Drei Viertel derer, die nach 1990 die neuen Länder verlassen haben, können sich laut Studie inzwischen vorstellen, wieder in den Osten zurückzuziehen. 43 Prozent von ihnen haben sogar schon konkrete Vorkehrungen dafür getroffen. Sachsen war im vergangenen Jahr das erste Ost-Land mit positiver Wanderungsbilanz. Dorthin gingen rund 3600 Menschen mehr zurück, als von dort wegzogen.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sieht große Probleme auf die West-Länder zukommen. „Die Westdeutschen müssen sich etwas einfallen lassen“ sagte er der Zeitung. Es kämen immer weniger Ostdeutsche zum Arbeiten. „Bayern vermisst schon heute schmerzlich junge Auszubildende aus Thüringen“, sagte Weise.
Laut Studie kehren die meisten Heimkehrer dem Westen nicht aus Frust den Rücken. Sie wollten nach glücklichen Jahren in die Heimat zurück.
Für die Studie hat das Leibniz-Institut mehrere hundert Teilnehmer befragt. Die Antworten sind nicht voll repräsentativ. Aber die Erkenntnisse kämen der Realität sehr nahe, sagte der Forscher.