Initiative: Keine Energydrinks mehr für Minderjährige

SPD will Jugendschutzgesetz ändern - Rückendeckung aus Brüssel

Energydrinks liegen bei Jugendlichen voll im Trend - doch der Konsum ist nicht ungefährlich.

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Berlin. Sie werden immer beliebter. Obwohl Experten eindringlich vor den gesundheitlichen Gefahren warnen. Energydrinks liegen bei Jugendlichen voll im Trend - ob auf Partys, in der Disco oder zur Leistungsförderung beim Sport. Die SPD will jedoch gegen die hoch dosierten Koffeingetränke vorgehen und ein Abgabeverbot an Minderjährige durchsetzen.

Damit greifen die Sozialdemokraten Überlegungen der EU-Kommission und Forderungen von Verbraucherschützern auf. Gleichzeitig geht die SPD auf Konfrontation zu Bundesernährungsminister Christian Schmidt. Der CSU-Politiker hatte unlängst erklärt, er prüfe, ob eine weitere Informationskampagne zu den Gefahren des übermäßigen Genusses notwendig sei. Außerdem gebe es Grenzwerte für den Koffeingehalt und Warnhinweise.

Der SPD reicht das nicht: "Es ist mir unverständlich, dass Minister Schmidt hier keinen Handlungsbedarf sieht. Mit besserer Kennzeichnung und Aufklärung sind Jugendliche in Partylaune kaum zu erreichen", meint Verbraucherexpertin Elvira Drobinski-Weiß.

Das ist der Knackpunkt: Offenbar greifen Kinder und Jugendliche immer häufiger zu den Getränken. Studien zufolge konsumiert inzwischen jeder Dritte regelmäßig Energydrinks, die neben Koffein auch andere aufputschende Stoffe in hohen Konzentrationen enthalten. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann mehr als ein halber Liter der Muntermacher in 24 Stunden im schlimmsten Fall bereits zu Herzrhythmusstörungen, Krämpfe oder Nierenversagen führen.

Die Experten fanden per Umfrage auch heraus, dass in einer Klubnacht deutlich mehr von den Feiernden getrunken wird - durchschnittlich etwa ein Liter Energydrink, gemischt mit Alkohol. Besonders extrem soll der Konsum bei LAN-Partys sein, auf denen die Teilnehmer bis zu 48 Stunden am Stück wach bleiben.

Nach dem Willen der SPD sollen daher die Energydrinks und die in der Wirkung noch stärkeren Energyshots ins Jugendschutzgesetz aufgenommen werden. So soll das Abgabeverbot an unter 18-Jährige durchgesetzt werden. Zuständig wäre dann nicht mehr CSU-Mann Schmidt, sondern Familien- und Jugendministerin Manuela Schwesig (SPD).

Gegner eines Verbots führen allerdings an, dass man mit einer Tasse Kaffee deutlich mehr Koffein aufnimmt, nämlich circa 120 Milligramm, während eine 250-Milliliter-Dose eines Energydrinks maximal 80 Milligramm Koffein enthält. Der Vergleich hinke, so Drobinski-Weiß. Denn es sei unrealistisch, "dass Jugendliche auf Partys nur ein bis zwei Dosen trinken".

Die Politik habe die Aufgabe, Minderjährige vor vermeidbaren Risiken zu schützen. "Es ist ganz einfach: Energydrinks und Energyshots sind nicht für Minderjährige gemacht. Deshalb sollten sie ihnen nicht verkauft werden dürfen", verlangt die Verbraucherpolitikerin.

Rückenwind erhoffen sich die Genossen aus Brüssel. Der neue EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hat die Mitgliedsländer bereits aufgefordert, schärfer gegen den Konsum von Energydrinks durch Jugendliche vorzugehen. Und in seiner früheren Funktion als litauischer Gesundheitsminister setzte er in seinem Heimatland schon ein Abgabeverbot an Minderjährige um.