Jeder sechste Erwachsene liest wie ein Zehnjähriger

Viele Deutsche sind bei der Allgemeinbildung nur mittelmäßig. Probleme gibt es auch beim Rechnen.

Berlin. Neuer Pisa-Schock für die Deutschen: Erwachsene hierzulande können im internationalen Vergleich nur mittelmäßig lesen und Texte verstehen. Auch bei den Grundrechenarten wie Prozentrechnen und Dreisatz gibt es Defizite. Dies zeigt der erste Pisa-Test zu den Basiskompetenzen und Alltagsfähigkeiten von Erwachsenen in 24 wichtigen Industrienationen der Welt. Die Studie wurde am Dienstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt.

Demnach ist jeder sechste der 16- bis 65-Jährigen in Deutschland (17,5 Prozent) lediglich in der Lage, kurze Texte mit einfachem Vokabular zu lesen — und kann daraus auch nur begrenzt Informationen ziehen. OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger sagte: „Um es hart zu formulieren: Das ist das Niveau von Zehnjährigen.“

Spitzenwerte im Lesen wie im Rechnen erreichten dagegen Erwachsene in Japan und Finnland. Im Schnitt haben die 16- bis 65-Jährigen dort gegenüber Gleichaltrigen aus Deutschland einen Kompetenzvorsprung, der einer Lernleistung von vier bis fünf Schuljahren entspricht. Ein großer Teil der Deutschen hat zudem Probleme im Umgang mit Computern.

Am unteren Ende der Skala rangieren Spanien und Italien (siehe Grafik). Für die Studie wurden weltweit 166 000 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren getestet. Aus Deutschland nahmen 5465 Menschen teil. Die OECD führt alle drei Jahre auch die weltweiten Pisa-Untersuchungen bei 15-jährigen Schülern durch. Die Veröffentlichung des ersten Tests 2001 hatte erhebliche Wissenslücken unter den deutschen Schülern offenbart und den sogenannten Pisa-Schock ausgelöst.

In Deutschland haben 2,2 Millionen Menschen zwischen 20 und 35 Jahren keine Berufsausbildung und sind auch nicht mehr in Fortbildung. Weiterbildungsangebote werden vor allem von denjenigen genutzt, die ohnehin bereits über eine gute Ausbildung verfügen. Red