Knallfrösche lassen die Kanzlerin kalt
Angela Merkel reagiert gelassen auf die scharfen Angriffe des SPD-Herausforderers Peer Steinbrück. Sie verweist auf eigene Erfolge.
Berlin. Nurlan Nigmatulin, Präsident des kasachischen Parlaments, hätte am Mittwoch als Höhepunkt seines Deutschlandbesuches die Chance gehabt, von der Gasttribüne des Bundestages einen heftigen Wahlkampfauftakt zu erleben. Ein Duell der Giganten.
Und das wäre für ihn, der es täglich mit einer langweiligen 81-Prozent-Mehrheit seiner Staatspartei zu tun hat, sicher ganz exotisch gewesen. Doch Angela Merkel und Peer Steinbrück taten ihm den Gefallen nicht.
Der Herausforderer von der SPD zündete zwar ein ganzes Feuerwerk von Vorwürfen und ironischen Spitzen gegen die Kanzlerin persönlich und die Koalition als Ganzes, gespickt mit vielen Fremdworten. Allerdings, ob ihrer Vielzahl wirkten die Attacken am Ende nicht mehr wie einzelne, treffsichere Schüsse, sondern eher wie ein feucht gewordener Knallfrosch.
Der Kandidat stand erkennbar unter Druck, er verhaspelte sich mehrfach. In drei Wochen soll ihn ein SPD-Parteitag zum Kanzlerkandidaten ernennen, und es gibt intern Geraune über seinen verpatzten Start.
Steinbrück warf Merkel vor, sie führe in der Euro-Krise einen „Schleiertanz“ auf, um den Deutschen die Wahrheit vorzuenthalten. Das Land stehe wirtschaftlich gut da, das sei die gute Nachricht, meinte Steinbrück, betonte aber zugleich: „Die schlechte ist: Das hat mit der Arbeit dieser Bundesregierung wenig zu tun.“
Die Kanzlerin hatte offenbar keine Lust auf diese Auseinandersetzung. Sie hielt Steinbrück einfach die ökonomischen Erfolgszahlen ihrer Regierung entgegen, von den Wachstumsraten der letzten Jahre bis zur Senkung der Arbeitslosenquote und der Verringerung der Neuverschuldung.
Die Debatte litt freilich darunter, dass über das heißeste Thema, ein weiteres Hilfspaket für Griechenland, nicht so richtig gestritten werden konnte. Denn die europäischen Finanzminister sind noch nicht einig.
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) war direkt nach den bis halb sechs Uhr in der Früh dauernden Beratungen in Brüssel nach Berlin geeilt, um dort alle Fraktionen in Sondersitzungen zu informieren. Klarheit brachten seine Ausführungen nicht; die Sache wird erst kommende Woche entschieden.