Konflikt: Vor Flüchtlingsheimen wird wieder gebrüllt

Steigende Asylbewerberzahlen führen zu Konflikten. Und die Rechten mischen kräftig mit.

Berlin. Die Bilder erinnern an Rostock, auch wenn das Asylbewerberheim nicht brennt. Drinnen verängstigte Flüchtlinge, draußen Gebrüll, Flaschenwürfe, Hitlergruß. In Berlin-Hellersdorf ist der Konflikt um eine neue Flüchtlingsunterkunft eskaliert, als die ersten 15 Bewohner das ehemalige Gymnasium bezogen. 150 Flüchtlinge sollen dort wohnen. Menschen, die Afghanistan oder den syrischen Bürgerkrieg hinter sich haben. Und die sich nun in Deutschland ängstigen.

Diesen Konflikt gibt es landauf, landab. In Hannover-Bothfeld, wo sich die Anwohner gegen den Neubau eines Asylbewerberheims wehren, ebenso wie in Stuttgart-Fellbach oder im hessischen Homberg. Die Nachbarn fürchten Belästigung, Kriminalität oder den Wertverlust ihrer Häuser. Rechte Gruppen mischen kräftig mit. In Hellersdorf dominierte die NPD schnell die Bürgerversammlungen, in Blankensee jubelte sie, als der Landkreis sein Vorhaben zurückzog.

Hintergrund der Entwicklung sind die steigenden Asylbewerberzahlen. Ein Plus von 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, vermeldete Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bis Juli. Es wurden 52 750 Anträge in den ersten sieben Monaten gestellt.

Längst ist das Problem ein Wahlkampfthema. Innenminister Friedrich betonte zwar das Recht auf Asyl, aber auch, „dass der Aufenthalt derer, die nur aus missbräuchlichen Gründen zu uns kommen, schnell beendet werden muss“. Die Städte fordern — unterstützt von der SPD — Geld vom Bund. Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach regte gegenüber unserer Zeitung an, dass sich Bund, Länder und Kommunen an einen Tisch setzen sollten.

Erstes Ziel sei es, die Fluchtursachen zu beseitigen, zweites, die Asylverfahren zu beschleunigen. Drittens müssten die Kommunen unterstützt werden. Bosbach warnte die Städte davor, leerstehende Großobjekte als Unterkünfte zu nehmen. „Man muss die Sorgen der Anwohner ernst nehmen.“ Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte: „Man muss die Rechten in ihre Schranken weisen.“

In Hellersdorf geht der Konflikt heute weiter. Die rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“ will vor dem Heim gegen die Flüchtlinge demonstrieren, die Bürgerbewegung „Hellersdorf hilft“ wiederum gegen die Rechten. Die Asylbewerber werden zusehen. Und kaum verstehen, was dort um sie geschieht.