Kritik an Limburger Bischof wird schärfer
Limburg (dpa) - Die Kritik am Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der explodierenden Kosten für seine Residenz wird immer schärfer.
Der Bischof habe die Steigerungen auf bislang bekannte 31 Millionen Euro zum Teil selbst verursacht, sagte der Sprecher des Vermögensverwaltungsrates, Jochen Riebel, am Mittwoch in mehreren Interviews. „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist“, sagte Riebel, der frühere Leiter der hessischen Staatskanzlei, zudem der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Der 53-jährige Bischof ist auch wegen seines autoritären Führungsstils umstritten. Die Kostensteigerung trägt ihm neue Rücktrittsforderungen ein - auch vom Priesterrat seiner Diözese, der das Vertrauen zerstört sieht.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte den Papst auf, eine Amtsenthebung gegen Tebartz-van Elst einzuleiten. „Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst. Das ist eindeutig“, sagte der Münsteraner Professor dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch). Den Bischof bezeichnete Schüller als „unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank“.
Die Ausgaben für die Residenz und die genaue Verantwortung sollen von einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz überprüft werden. Wann es Ergebnisse gibt, ist noch nicht bekannt.
Bezahlt wurde der aufwendige Bau auf dem Limburger Domberg zum großen Teil vom Bischöflichen Stuhl, einem mehr als 100 Jahre alten Kirchenvermögen, das dem Bischof für seine Aufgaben zur Verfügung steht. Allerdings muss der Vermögensverwaltungsrat Ausgaben billigen.
Den Bau der Residenz habe der Bischof geleitet, nicht sein Generalvikar Franz Kaspar, kommentierte Riebel anderslautende Angaben des Bistums. „Es ist der Bischof gewesen. Der Generalvikar hat nach meiner Kenntnis ganz wenig damit zu tun“, sagte er. Riebel und Michael Lucas, ein weiteres Verwaltungsratsmitglied, dämpften Befürchtungen, dass der Kirchensteuerzahler für die Mehrkosten aufkommen müsse. Der Bischöfliche Stuhl trage die Kosten, sagte Lucas der dpa. „Das ist mit Eigenmitteln finanziert.“ Mehr als die im Haushalt veranschlagten 2,5 Millionen Euro an Kirchensteuern seien nicht eingebracht worden.
Ständige Neu- und Umplanungen sowie Änderungswünsche des Bischofs hätten zu „ganz erheblichen Mehrkosten geführt“, sagte Riebel zudem dem privaten Radiosender FFH. Mitarbeiter des Bistums hätten berichtet, der Bischof habe von seinen Dienstreisen stets neue Ideen mitgebracht und sofort in den Bau einfließen lassen. Trotz mehrfacher Aufforderung habe der Bischof weder Haushalte des Bischöflichen Stuhls für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte vorgelegt, wie es Pflicht gewesen wäre.
Das Bistum hat die Kostenexplosion für die Residenz vor allem mit dem schwierigen Baugrund voller historischer Relikte und Anforderungen des Denkmalschutzes begründet. Der hessische Denkmalschutz verneint aber, dies zur Auflage gemacht zu haben. Tebartz-van Elst wollte die Steigerung nicht kommentieren. Der Oberhirte warte die Prüfung durch die Bischofskonferenz ab, sagte Bistumssprecher Martin Wind.