Landeseigene Nürburgring GmbH stellt Insolvenzantrag
Nürburg (dpa) - Nach dem wirtschaftlichen Crash am Nürburgring hat die Suche nach einem Weg aus dem Finanzchaos begonnen. Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler eingereicht worden, teilte das Unternehmen mit.
Die Nürburgring GmbH gehört größtenteils dem Land Rheinland-Pfalz. Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte den Insolvenzantrag. Wegen des Debakels am einstigen Prestigeprojekt der rheinland-pfälzischen Landesregierung wächst der Druck auf Ministerpräsident Kurt Beck (SPD).
Um für den Nürburgring „eine zukunftsorientierte Ausgestaltung der anstehenden Verfahren zu ermöglichen“, werde eine Eigenverwaltung beantragt, teilte die Geschäftsführung der Nürburgring GmbH mit. Dabei könnte die Firmenspitze im Amt bleiben. Der Kurs in der Eifel ist vor allem als Veranstaltungsort von Formel-1-Rennen und des Musikfestivals „Rock am Ring“ bekannt.
Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung wird vom Gericht kein Insolvenzverwalter, sondern ein Sachwalter bestellt. Unter dessen Aufsicht darf der Schuldner die Insolvenzmasse verwalten und über sie verfügen. Betroffen sind auch die Beteiligungsgesellschaften Motorsport Resort Nürburgring GmbH und Congress- und Motorsport Hotel Nürburgring GmbH.
Die Nürburgring GmbH, die zu 90 Prozent dem Land gehört, ist in Schieflage geraten, weil zu wenig Pacht hereinkam und die EU-Kommission eine Finanzspritze des Landes von 13 Millionen Euro wegen rechtlicher Bedenken nicht genehmigt. Ministerpräsident Beck hatte die GmbH am Mittwoch um den Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gebeten.
Vor einigen Jahren hatte die damalige SPD-Alleinregierung rund 330 Millionen Euro in den Ausbau des Rings gesteckt. Der Freizeitpark ist zu groß, und es kommen weniger Besucher als erwartet. Um die Landesbürgschaft für einen Kredit zu decken, müssen nun wohl eine Rücklage von 254 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt und weitere 80 Millionen Euro mobilisiert werden.
Unterdessen werden die Rufe nach einem Rücktritt Becks lauter. Neben der FDP und dem Bund der Steuerzahler dringt auch die CDU darauf. „Ministerpräsident Beck ist für den hohen Millionenschaden verantwortlich, und selbst jetzt sucht er die Schuld noch bei anderen. Das macht man nicht“, sagte die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner im Interview mit der „Allgemeinen Zeitung“. „Der Steuerzahler muss die Zeche zahlen.“ Klöckner warf der Regierung „Größenwahn“ und „Tricksereien“ vor.
Die SPD steht aus Sicht ihres rheinland-pfälzischen Generalsekretärs Alexander Schweitzer hinter dem Regierungschef. Mehrere SPD-Politiker räumen aber Fehler ein. Der Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone fordert laut einem Bericht der „Rhein-Zeitung“ eine zeitnahe Entscheidung zur Zukunft der Formel 1 auf dem Ring. Wenn es 2013 dort ein Rennen geben solle, müssten die Verhandlungen innerhalb der nächsten Wochen abgeschlossen sein, sagte er der Zeitung.