Dispo-Zinsen häufig zu hoch
Banken bekommen das Geld billig. Kunden haben nichts davon. Kritiker fordern nun eine Zins-Obergrenze.
Berlin. Wenn das Konto ins Minus rutscht, wird es für Bankkunden schnell teuer — zu teuer. Fürs Überziehen des Girokontos müssen Kunden laut einer Studie oft immer noch viel zu hohe Zinsen bezahlen, obwohl Banken und Sparkassen so günstig an Geld kommen wie nie.
Es liege nahe, dass „die Erträge aus dem Dispo-Kreditgeschäft die Kosten, die dem Kreditinstitut für dieses einzelne Produkt entstehen, deutlich übersteigen“, heißt es in einem Gutachten für das Bundesverbraucherministerium. Ressortchefin Ilse Aigner (CSU) drängt auf faire Konditionen.
Derzeit werden im Schnitt zwischen zehn und elf Prozent Zinsen für das Überziehen des Girokontos berechnet, teils liegen die Sätze bei bis zu 15 Prozent. Dagegen hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins, zu dem sich Banken Geld beschaffen können, erst Anfang Juli auf das historische Tief von 0,75 Prozent gesenkt.
Aigner fordert die Geldinstitute auf, Zinsvorteile weiterzugeben. „Wollen die Banken den Kredit bei ihren Kunden nicht verspielen, müssen sie runter von überhöhten Dispo-Zinsen.“ Nötig seien bessere Informationen. „Es kann nicht sein, dass man eine Stunde lang auf der Internetseite einer Bank suchen muss, bis man die Höhe des Zinses findet.“ Im Herbst will die Ministerin die Banken-Branche und Verbraucherschützer zum Gespräch bitten.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und das Institut für Finanzdienstleistungen weisen in dem Gutachten darauf hin, dass ein Preiswettbewerb bei Dispo-Zinsen fehle. Verbraucherschützer, SPD und Grüne fordern staatliche Obergrenzen. Die Praktiken der Banken seien Abzocke, sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Die Bankenbranche weist die Kritik zurück. Der intensive Wettbewerb führe zu „marktgerechten Zinskonditionen“, heißt es. Red
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