Israelische Touristen als Zielscheibe
Die Bürger des Landes sind im Ausland besonders durch Terroristen gefährdet.
Burgas. Schon kurz nach dem blutigen Selbstmordanschlag auf israelische Touristen an der bulgarischen Schwarzmeerküste standen für Jerusalem die Verantwortlichen fest. Die israelische Führungsriege zeigte am Donnerstag einhellig mit dem Finger auf Teheran und die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon. Israels Reaktion auf den Terror im Urlaubsort Burgas werde hart ausfallen. „Wir werden jedes Mördernest an jedem Ort aufspüren“, kündigte Staatspräsident Schimon Peres an.
Der neue Anschlag mit sieben Toten verdeutlicht das Dilemma Israels als Staat im Dauerkonflikt, dessen Bürger im Ausland besonders gefährdet sind. Israelis können in aller Welt ins Visier von Terroristen geraten. Die israelischen Reisenden sind die weiche Flanke des jüdischen Staates und häufig nur schwer zu schützen. Der israelische Militär-experte Ron Ben-Jishai sagte, die Sicherheitsvorkehrungen in Bulgarien seien nicht zu vergleichen mit jenen für israelische Touristen etwa in Deutschland. „Dort gibt es extra gesicherte Terminals für israelische Flüge.“
Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten versuchte Anschläge auf Israelis im Ausland: Vor knapp zwei Wochen konnte auf Zypern nach Hinweisen des israelischen Geheimdienstes ein Libanese mit schwedischem Pass festgenommen werden. Er soll einen Anschlag auf israelische Touristen vorbereitet haben.
Nach israelischen Angaben hat die libanesische Hisbollah-Miliz schon mehrfach versucht, den Mord an ihrem Militärchef Emad Mughnija zu rächen. Die pro-iranische Bewegung macht den israelischen Geheimdienst Mossad für die Tat 2008 im syrischen Damaskus verantwortlich. In zahlreichen Fällen sei es aber gelungen, geplante Anschläge zu verhindern, etwa in der Türkei, Aserbaidschan und in Kenia. Angesichts des ungelösten Konflikts in Nahost und des Säbelrasselns zwischen Israel und dem Iran werden immer mehr Urlaubsorte für Israelis sehr ungemütlich. Früher galt vor allem die nahe gelegene Türkei als beliebtes Ziel für israelische Reisende.
Seit der dramatischen Verschlechterung der Beziehungen zwischen den früheren Bündnispartnern in den vergangenen Jahren meiden jedoch die meisten Israelis Ausflüge in das Land am Bosporus. Als Ausweichmöglichkeit werden heute mehr Reise-Pakete nach Europa angeboten.
Doch der Anschlag in Burgas zeigt, dass es nirgendwo vollständige Sicherheit für Israelis gibt. Mit Sonderflügen brachte die israelische Armee am Donnerstag zahlreiche Verletzte zurück in ihre Heimat. Israelische Ermittler bemühten sich um die Identifikation der schlimm zugerichteten Leichen. „Es war ein schrecklicher Anblick“, erzählt Josef Solomon von der israelischen Organisation Zaka, die nach Anschlägen sterbliche Überreste einsammelt, damit die Toten vollständig begraben werden können. „Die Menschen waren kaum wiederzuerkennen — es ist wirklich sehr schwer, darüber zu sprechen.“