Kleine Anfrage Linke macht Front gegen Feuchttücher

Wenn Hygieneartikel zum Problemfall werden: Die Entsorgung im Klo verursacht Millionenkosten. Nun wird die Linke im Bundestag aktiv.

Feuchttücher gehören eigentlich nicht in die Toilette. (Symbolbild)

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Berlin. Viele Menschen benutzen sie vor allem dann, wenn kleine Kinder zur Familie gehören: Feuchttücher. Die Linksfraktion im Bundestag macht nun jedoch Front gegen den Hygieneartikel. Was für manch einen zunächst absurd klingen dürfte, hat einen durchaus ernsten Hintergrund: Die Tücher sind zum Problemfall geworden, weil sie zu häufig über die Toilette entsorgt werden.

Fast jede Kommune kann mittlerweile ein Lied davon singen: Verstopfte Kanäle und Rohre sowie blockierte Pumpwerke. Entfernt werden müssen dann oft meterlange und extrem schwere Knäuel aus Feuchttüchern. Das ist aufwändig, kostet Zeit und Geld. In vielen Haushalten werden die robusten und reißfesten Einwegartikel inzwischen aber für alles Mögliche verwendet, nicht für die Pflege von Babys, sondern auch bei der Kosmetik oder beim Hausputz. Nach Gebrauch landen sie dann häufig im Klo statt im Abfalleimer.

"Feuchttücher sind zu einer ernsten Herausforderung für unsere Abwassersysteme geworden", beklagt die Umwelt- und Naturexpertin der Linken, Birgit Menz. "Ihre unsachgemäße Entsorgung verursacht Kosten in Millionenhöhe." In den letzten Jahren sei ein massiver Anstieg verstopfter Pumpwerke zu verzeichnen gewesen. Und bezahlen müssten die Reparatur dann die Verbraucher über höhere Abwassergebühren. Menz hat deshalb jetzt eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, wie sie die Situation einschätzt, ob sie Handlungsbedarf sieht, welche Kosten jährlich bundesweit entstehen und ob auch ein Verkaufsverbot von besonders schlecht zersetzbaren Tüchern in Betracht gezogen wird.

Das Umweltministerium wollte sich am Mittwoch auf Nachfrage dazu nicht äußern. Gleichwohl kennt man beim Umweltbundeamt das Problem. Schon seit Längerem fordert die Behörde eine "deutliche Kennzeichnung dieser Tücher, damit sie nicht mehr über die Toilette entsorgt werden". So sieht das auch Menz: "Es geht darum, Bürger besser zu informieren. Denn vielen ist die Problematik gar nicht bewusst." Die Bundesregierung müsse daher für transparente, aussagekräftige und einheitliche Testverfahren sowie eine entsprechende Kennzeichnung sorgen, fordert die Linke. Letztlich müsse aber darauf hingewirkt werden, dass Produkte die zwar bequem seien, aber große Umweltprobleme mit sich brächten, "am besten gar nicht mehr produziert werden". Schließlich gelangten durch die Tücher auch Chemikalien und Konservierungsmittel ins Abwasser.

Bleibt die Frage, was neben den Feuchttüchern ebenfalls nicht im WC landen darf. Laut Umweltbundesamt unter anderem Tampons, Windeln, Slipeinlagen, Wattestäbchen, Zigarettenkippen, Katzenstreu, Kondome und Verbände. Küchenabfälle oder Essensreste gehören wie Öle und Fette auch nicht ins Klo. Und schon gar nicht Medikamente, Lacke und Farben. Und was kann man getrost über das stille Örtchen entsorgen? Putzwasser - und natürlich Klopapier.