Verkehr Pedelecs & E-Bikes: Die Gefahr radelt mit
Elektro-Räder werden immer beliebter. Sie ermöglichen auch untrainierten Fahrern eine große Reichweite. Bis zu 45 Kilometer pro Stunde schnell und 25 Kilo schwer bergen sie aber auch Risiken.
Düsseldorf. Weihnachten steht vor der Tür — und damit auch wieder die Frage, was man denn den Lieben schenken soll. So mancher denkt bestimmt über ein besonderes Zweirad nach. Die stark in Mode gekommenen Pedelecs und E-Bikes machen das Radfahren einfacher — aber auch gefährlicher. Die mit einem bis zu 250 Watt starken Elektromotor angetriebenen Pedelecs erreichen eine Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Die schnelle Version mit 500-Watt-Elektromotorschafft 45 Kilometer pro Stunde. Elektrische Unterstützung gibt es aber nur, wenn der Fahrer die Pedale benutzt. E-Bikes sind dagegen eine Art Elektromofa, das mit einem Drehgriff oder einem Schaltknopf fährt, ohne dass man in die Pedale treten muss.
Die Elektro-Gefährte haben eines gemeinsam: Die Reichweite wird auch für weniger trainierte Fahrer deutlich größer. Die Kehrseite: Im vergangenen Jahr verunglückten nach Angaben von IT.NRW in Nordrhein-Westfalen 884 Menschen mit Pedelecs oder E-Bikes, elf von ihnen starben, 265 wurden schwer, 608 leicht verletzt. Bundesweit gab es 871 Schwerverletzte und 36 Tote. Vergleichszahlen gibt es nicht, die Unfälle von Elektroradfahrern werden erst seit 2015 von denen der Radfahrer getrennt.
Laut Statistik sind meist Senioren in Unfälle verwickelt. Mehr als 80 Prozent der tödlich verunglückten Pedelec-Fahrer sind 65 Jahre oder älter. „Die Höhe der Geschwindigkeit wird oft noch unterschätzt“, sagte Anja Smetanin, Sprecherin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Das gelte sowohl für Elektro-Fahrrad- als auch für Autofahrer. Die Reaktionszeit und der Bremsweg spielen bei Unfällen — und deren Vermeidung — eine große Rolle. Der VCD rät dringend, erst die Fahrt mit dem E-Rad gründlich zu üben, bevor es auf viel befahrene Straßen geht. Auch an das Gewicht der Elektro-Räder von rund 25 Kilogramm müsse man sich als Fahrradfahrer erst einmal gewöhnen, so Smetanin.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Wo kann das E-Bike abgestellt werden? Gerade für ältere Menschen ist es kaum möglich, das Gefährt zum Beispiel über eine steile Kellertreppe zu transportieren. Auch im Freien muss ein geeigneter Stellplatz mit festem Untergrund vorhanden sein, eine Wiese reicht natürlich nicht. Wenn dies geklärt ist, bleibt vor allem die Frage der Sicherheit im Straßenverkehr.
„Ein großes Problem ist die fehlende Infrastruktur. Die Zahl der Fahrrad- und Elektroradfahrer steigt stetig, aber es gibt nicht ausreichend Schutzstreifen und Fahrradwege“, sagte Smetanin. Daher bestehe generell ein größeres Unfallrisiko im Straßenverkehr — nicht nur für Senioren. Die gesamte Radbranche setze sich für die Abkehr von abgetrennten Fahrradwegen ein und fordert, dass die Radfahrer wieder auf die Straße kommen, da sie dort besser gesehen werden. Darum gelten die Schutzstreifen als beste Lösung — auf der Straße.
Aktuell werden die Gefährte auch bei Berufspendlern immer beliebter. „Elektroräder ersetzen bis zu einem Umkreis von 20 Kilometern zunehmend das Auto“, sagte Smetanin.
Von einer generellen Helmpflicht hält der VCD nichts. „Bei den schnellen Pedelecs bis 45 Kilometer pro Stunde gibt es sie ohnehin. Bei den langsameren Elektrorädern meinen wir, dass jeder die Entscheidung selber treffen sollte, damit die Nutzung nicht unnötig unattraktiver gemacht wird“, so die VCD-Sprecherin. Ausnahme: Der VCD empfiehlt Jugendlichen, Helme zu tragen.
Wer sich ein Elektrofahrrad zulegen möchte, sollte sich auch gut über die Preise informieren — die schwanken von mehreren hundert Euro bis zu 5000 Euro oder mehr.