Merkel-Nachfolge Merkel heizt Spekulationen über Rückzug an

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk Spekulationen über einen möglichen Rückzug angeheizt.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Dass Angela Merkel auch mit einem eher nebulösen Satz Debatten lostreten kann, liegt in der Natur ihres Amtes. Schließlich sagt die Kanzlerin so gut wie nichts unabsichtlich und ohne Beweggrund. Und überhaupt lassen Merkels Äußerungen oft viel Spielraum. Sie redet halt ziemlich verquast.

Ein gutes Beispiel dafür hat sie nun in einem Interview geliefert. Alle Versuche, die eigene Nachfolge selbst bestimmen zu wollen, seien „immer total schiefgegangen. Und das ist auch richtig so“, meinte die Kanzlerin. Berlin rätselt nun: Hat sie es schon aufgegeben, ihren Rückzug zu planen, lässt sie die personelle Neu-Aufstellung in der Union einfach geschehen? Weiß sie inzwischen, dass sie den Zeitpunkt verpasst hat?

Ein Satz, der viele Interpretationsmöglichkeiten lässt. Auch diese hier: Merkel hat schlichtweg nur das Faktische genannt. Es gab bisher noch keinen Kanzler in der Geschichte der Republik, der fröhlich, frei und selbstbestimmt aus dem Amt gegangen ist. Weder Helmut Kohl, weder Helmut Schmidt, noch Willy Brandt und auch nicht Konrad Adenauer ist das gelungen. Um nur vier zu nennen. Weil die Mechanismen der Politik dies eben nur in absoluten Ausnahmefällen zulassen. Keine wird das besser wissen als Merkel selbst. Also warum sollte es ausgerechnet ihr anders ergehen als ihren Vorgängern?

Nun wird auch gemutmaßt, dass die Kanzlerin mit ihrem Satz den Kampf um ihre Nachfolge freigegeben hat. Mit Verlaub: Dieses Rennen läuft doch schon seit Wochen hinter den Kulissen. Zwischen Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Minister Jens Spahn und NRW-Ministerpräsiden Armin Laschet. Keiner von den Dreien ist übrigens so naiv, darauf zu erwarten, dass die Chefin offiziell grünes Licht für die Auseinandersetzung um die Erbfolge gibt. Denn ansonsten könnte es schon zu spät sein.

(red)