Merkel und Steinbrück beim Kirchentag
Hamburg (dpa) - Die Politik dominierte am Freitag den Evangelischen Kirchentag: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb für die Energiewende und die Bewahrung der Schöpfung, während ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück die Bedeutung des Ehrenamtes für den Zusammenhalt der Gesellschaft unterstrich.
Wie schon an den Tagen zuvor strömten mehr als 100 000 Menschen zu den Veranstaltungen des Christentreffens, bei denen es unter anderem um Rechtsextremismus, Bundeswehreinsätze im Ausland oder um die Arbeitswelt ging. Außerdem gab es ein ökumenisches Signal: Katholiken und Protestanten wollen 2019 den nächsten gemeinsamen Kirchentag organisieren.
Merkel - selbst Protestantin - hob bei einer Podiumsdiskussion den weltweiten Vorbildcharakter der Energiewende in Deutschland hervor. „Andere werden auf uns schauen und werden fragen: Haben die das hingekriegt?“ Wenn dies nicht gelinge, würden andere Staaten „die Hände auch wieder in den Schoß legen“. Hierzulande sei schon viel erreicht. Immerhin komme bereits ein Viertel der Energie aus erneuerbaren Quellen. Dieser Weg müsse fortgesetzt werden.
Gut vier Monate vor der Bundestagswahl kam auch Merkels SPD- Herausforderer Peer Steinbrück zum Kirchentag. Zunächst informierte er sich - wie zuvor auch die Kanzlerin - in den Messehallen über die dort vertretenen Kircheninitiativen und Sozialprojekte. Dabei lobte er das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen. „Das hält die Gesellschaft zusammen.“ Dann machte Steinbrück bei einem Forum deutlich, dass er häufig kritisierte Spekulationsgeschäfte mit Rohstoffen an den Börsen nicht generell ablehnt.
Ein Schwerpunkt des Kirchentages, der noch bis Sonntag geht, ist die Zusammenarbeit aller Christen über ihre jeweilige Konfession hinaus. Im Jahr 2019 planen katholische und evangelische Laien den nächsten ökumenischen Kirchentag. „Ich bin zuversichtlich, dass das klappen wird“, sagte der Präsident des Evangelischen Kirchentages, Gerhard Robbers. Dazu seien freilich noch zahlreiche Gespräche und Vorbereitungen nötig. Ähnlich äußerte sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Ökumenische Kirchentage gab es bisher 2003 in Berlin und 2010 in München.
Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) beklagte einen Stillstand bei der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Protestanten. „Ich habe den Eindruck, dass die ökumenischen Differenzen eher verwaltet als bearbeitet werden.“ Ein Problem ist, dass Protestanten nicht am Abendmahl der katholischen Kirche teilnehmen können.
Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs rief dazu auf, den Dialog der Religionen zu verstärken. Die „Grußworterei“ müsse durch „echte Gespräche“ überwunden werden, sagte sie laut einer Mitteilung der Veranstalter. Fehrs sprach sich dafür aus, die Basis in den Gemeinden stärker als bisher in den Dialog einzubeziehen. Nur durch gegenseitiges Vertrauen könnten Unsicherheiten im Umgang miteinander abgebaut werden. Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte, der früher oft erhobene Anspruch einer einzelnen Religion, die einzig wahre zu sein, lasse sich heute nicht mehr aufrechterhalten.