Merkel: Weltweit für Religionsfreiheit eintreten
Frankfurt/Main/Berlin/Kairo (dpa) - Nach dem Attentat auf die christlich-koptische Kirche im ägyptischen Alexandria hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dazu aufgerufen, weltweit für Religionsfreiheit einzutreten.
Dies sei eines der großen Menschenrechte, sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Podcast.
Christen und Muslime gedachten in Frankfurt mit einer ökumenischen Feier gemeinsam der Opfer des Anschlags. Unionsfraktionschef Volker Kauder informierte sich persönlich in Ägypten über die Lage der Christen.
In Alexandria waren in der Neujahrsnacht bei einem Anschlag vor einer koptischen Kirche 23 Menschen getötet und über 100 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Im Internet gab es auch Drohungen gegen Gotteshäuser in Deutschland.
Merkel sagte: „Wir alle sind verpflichtet, für Religionsfreiheit einzutreten - genauso wie für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und andere grundlegende Freiheiten.“ Deutschland werde immer darauf achten, dass diese grundlegenden Freiheiten eingehalten werden.
Bei einem Treffen mit Kauder am Sonntag in Kairo erklärte Religionsminister Mahmud Zaqzouq, die ägyptische Regierung sei fest entschlossen, auf die terroristischen Herausforderungen zu reagieren. Anschläge auf christliche Kirchen seien gleichzusetzen mit Attentaten auf Moscheen. Nach den Worten des sunnitischen Großscheichs Ahmed Al- Tyayyeb war der Anschlag gegen die Kopten ein „Komplott gegen die Stabilität der ganzen Region“. Kauder forderte im Gespräch mit dem einflussreichen Rektor der Kairoer Aksa-Universität die Muslime auf, den Christen im Lande stärker beizustehen.
Am Samstag hatte der Unions-Politiker dem Oberhaupt der koptisch- orthodoxen Kirche, Papst Schenuda III, auch im Namen Merkels die deutsche Anteilnahme für die Opfer des Terroranschlags übermittelt. Schenuda erklärte dabei, aus seiner Sicht tue die Regierung zum Schutz der Kopten alles, was in ihrer Macht stehe. Ein Wiederholung solcher Anschläge sei aber nicht auszuschließen.
Bei der Gedenkfeier in Frankfurt sagte das Oberhaupt der koptischen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian: „Wir erheben heute gemeinsam unsere Stimme, um als Botschafter für den Frieden einzutreten.“ Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte: „Diese Terroristen wollen einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben. Aber dieses Ziel wird ihnen nicht gelingen.“
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) empfängt an diesem Donnerstag als „Zeichen der Solidarität“ die Spitzen der koptischen und orthodoxen Kirchen in Deutschland in Berlin.