Statistisches Bundesamt Migranten: Ärmer, aber zufriedener und zuversichtlicher

Report zur Lage von Migranten /Bildung entscheidend für Integration.

Bildung ist "entscheidend für die Integration von Migranten".

Foto: Waltraud Grubitzsch

Berlin. Migranten sind weniger gebildet, stärker von Altersarmut bedroht, aber trotzdem zufriedener als Menschen ohne Migrationshintergrund. Das geht aus dem aktuellen Datenreport des Statistischen Bundesamtes zu Migration und Integration hervor, der gemeinsam mit Bildungs- und Sozialexperten erstellt wurde. Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Rund jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch hat ausländische Wurzeln. Das sind 16,4 Millionen Personen. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen alle, die seit 1950 nach Deutschland zugewandert sind, oder in Deutschland mit ausländischer Staatsangehörigkeit geboren wurden. Auch, wer mindestens einen Elternteil hat, der seit 1950 nach Deutschland kam, oder einen Elternteil, der in Deutschland mit ausländischer Staatsangehörigkeit geboren wurde, zählt zu dieser Bevölkerungsgruppe. Bedingt durch diese Definition ist die Zusammensetzung der Migranten sehr heterogen.

Die mit fast sechs Millionen größte Gruppe bilden immer noch Menschen mit Wurzeln aus den so genannten Gastarbeiter-Anwerbeländern, also Italiener, Griechen, Ex-Jugoslawen und vor allem Türken. Es folgen die Spätaussiedler und ihre Nachkommen (4,2 Millionen Personen), die insbesondere zwischen 1990 und 2000 nach Deutschland kamen. Aus den so genannten Drittstaaten stammen 3,7 Millionen Menschen. Dazu zählen die USA, aber auch Tunesien, Afghanistan oder Syrien. Weitere 2,6 Millionen Menschen sind EU-Zuwanderer.

Migranten sind mit durchschnittlich 35,4 Jahren deutlich jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund. Es gibt mehr Ledige unter ihnen, mehr geringer Qualifizierte und weniger Menschen im Rentenalter. Je später die Zuwanderung erfolgte, desto größer ist allerdings auch der Anteil der Personen mit Abitur oder Uni-Abschluss. Besonders bei Frauen ist die Erwerbsbeteiligung vergleichsweise gering. Mehr als jede dritte Migrantin zwischen 15 und 64 Jahre (37 Prozent) hat keinen regulären Job. Bei den Frauen ohne Migrationshintergrund ist es nur knapp jede Vierte (24 Prozent).

Offenbar nicht. In den Arbeitsmarkt -Statistiken werden anerkannte Flüchtlinge zwar noch nicht gesondert ausgewiesen. Aber es gibt Daten zur Beschäftigungssituation bei der jeweiligen Staatsangehörigkeit. Insgesamt kam in Deutschland im vergangenen Jahr ein Arbeitsloser auf elf Beschäftigte. Bei anerkannten Flüchtlingen ist diese Relation deutlich ungünstiger. Unter den Irakern zum Beispiel gab es etwa gleich viele Beschäftigte wie Arbeitslose. Bei den Syrern waren die Arbeitslosen sogar in der Mehrheit.

Die Berliner Sozialforscherin Mareike Bünning führt das Problem auf mangelnde Deutschkenntnisse der Flüchtlinge, aber auch auf Informationsdefizite zuständiger Behörden zurück. So würden die Schulabschlüsse der Neuankömmlinge nicht erfasst. Außerdem hake es an der Anerkennung von Qualifikationsnachweisen. Obendrein seien viele Asylanten wegen der Dauer ihrer Flucht und der langwierigen Asylverfahren einer geregelten Erwerbsarbeit entwöhnt. Das A und O bleibt jedoch die Bildung. Sie sei "entscheidend für die Integration von Migranten".

Angesichts ihrer unterdurchschnittlichen Erwerbsbeteiligung und niedrigeren Einkommen ist es nicht überraschend, wenn Migranten ihren Lebensstandard schlechter bewerten als die deutsche Stammbevölkerung. Ihr Optimismus und die allgemeine Zufriedenheit sind jedoch stärker ausgeprägt. Auch dafür hat die Sozialforscherin Mareike Bünning eine Erklärung: "Migranten vergleichen auch die Situation im Herkunftsland, nicht nur die in Deutschland".