Trotz Missständen Militärbischof: Bundeswehr hat kein ethisches Problem
Berlin (dpa) - Trotz aufsehenerregender Skandale und Missstände in der Bundeswehr kann Militärbischof Franz-Josef Overbeck kein grundsätzliches Problem in der Truppe erkennen. „Die Bundeswehr hat überhaupt kein ethisches oder Grundproblem“, sagte der oberste katholische Militärseelsorger.
Unter anderem Skandale um quälerische Aufnahmerituale in einer Kaserne in Pfullendorf in Baden-Württemberg und rechtsextreme Umtriebe um den terrorverdächtigen Oberleutnant Franco A. hatten die Truppe in Verruf gebracht und auch die Amtszeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) belastet.
Overbeck sagte, die Bundeswehr habe eine klar bestimmte Ethik, Menschen müssten sich aber immer wieder bewähren. Es gebe immer Ausnahmefälle, die man nie ganz verhindern könne. „Wir müssen immer aufmerksam sein.“
Die Politik müsse sich „in all ihren Gliedern deutlich hinter die Aufgaben der Bundeswehr stellen“, forderte er. Soldaten müssten sich unterstützt fühlen. Sie würden „davon leben, dass diejenigen, die sie in die Kampfeinsätze schicken, dass diejenigen, die ihnen die Aufträge erteilen, ihnen erstmal vertrauen müssen. Sonst funktioniert das nicht.“ Das Vertrauen müsse sich nicht nur in Worten, sondern auch in der Haltung zeigen. Daran habe es zuletzt gemangelt, sagte Overbeck.
Seit 1957 gibt es Militärseelsorger bei der Bundeswehr. Die Geistlichen kümmern sich um religiöse Belange der Soldaten und stehen ihnen bei dienstlichen oder privaten Problemen zur Seite. Overbeck steht an der Spitze der katholischen Militärgeistlichen. Papst Benedikt XVI. übertrug dem Bischof von Essen 2011 das zusätzliche Amt - er steht einem Militärbistum mit Dutzenden Pfarrern und Pastoralreferenten vor. Overbeck war bereits zuvor einer der wichtigsten katholischen Kirchenmanager Deutschlands. In der Öffentlichkeit gilt Overbeck als junger Konservativer. Erster hauptamtlicher Militärbischof der Evangelischen Kirche ist seit 2014 Sigurd Rink.
Die Soldaten beschäftige in der Seelsorge die zunehmenden Anforderungen an die Truppe, Fragen der Ausstattung und der Einsätze, aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Dieser Druck nimmt zu“, sagte Overbeck. Die Aufgaben der Bundeswehr würden immer komplexer.
Die Wirkung der Seelsorge gegen Entgleisungen wie in Pfullendorf sei begrenzt, sagte Overbeck. Der Militärbischof hofft aber, dass die Seelsorge Anstöße geben könne und Menschen in ihren Verhaltensweisen festigen könne, so dass so etwas nicht vorkomme. „Das ist auch die Grenze der Seelsorge. Wir können sie ermöglichen, der Mensch muss sie in Freiheit selber annehmen.“