Modedroge Crystal läuft Heroin Rang ab

Junge Leute unterschätzen die Risiken. Doch die Zahl der Drogentoten in Deutschland sinkt.

Berlin. Der neue Verführer heißt „Crystal“ — und er kommt besonders bei jungen Leuten gut an. Hinter dem harmlos klingenden Namen verbirgt sich eine synthetische Party-Droge: Kristallines Methamphetamin oder „Crystal Meth“. Auch mancher Nicht-Konsument kennt das Rauschmittel durch den Drogen kochenden Chemielehrer aus der US-TV-Serie „Breaking Bad“.

Crystal ist bislang noch ein eher regionales Problem, angesiedelt vor allem in den Grenzregionen zu Tschechien. Vor allem in Sachsen, Bayern und Thüringen erwischte die Polizei die meisten Erstkonsumenten mit dem illegalen Crystal. Deren Zahl ist mit 2556 zwar noch klein, übertraf 2012 aber erstmals schon die Zahl der Heroin-Erstkonsumenten.

Der Grund dafür ist selbst der Drogenbeauftragten Mechthild Dyckmans nicht so ganz klar. Sie vermutet, dass junge Leute die Finger von Heroin deshalb lassen, weil sie dieses für zu gefährlich halten, nicht zuletzt, was die Übertragung von Krankheiten durch gebrauchte Spritzen angeht.

Die Mode-Drogen dagegen werden geschluckt oder geraucht — und sind daher in den Augen der „User“ vermeintlich ungefährlicher. Auch hafte ihnen der Reiz des Neuen an, so Dyckmans.

Kaum einer der Konsumenten denkt auch an die Gefahren des Konsums jener Mixturen aus illegalen Rauschgiftlaboren, die ganz unverdächtig als Kräutermischungen, Badesalze oder Lufterfrischer daherkommen. Diese Substanzen heißen „Legal Highs“ — und sie sind nur deshalb legal, weil ihre Inhaltsstoffe frei im Handel sind. Die Fachleute halten sie keineswegs für harmlos.

Denn sie enthalten Betäubungsmittel oder ähnliche wirkende chemische Stoffe mit zum Teil unkalkulierbaren Gesundheitsrisiken. Im vergangenen Jahr gingen hierzulande elf Tote auf das Konto dieser psychoaktiven Substanzen und Designer-Drogen — immer in Verbindung mit anderen Suchtmitteln. 2011 forderten sie drei Menschenleben.

Beim Blick in die Todesfall-Statistik fallen Mannheim und Essen als Städte mit der höchsten Drogentoten-Quote auf: Pro 100 000 Einwohner waren es dort zuletzt 3,5 Drogentote. Es folgen Berlin (3,2) und Frankfurt (3,0), danach Köln (2,9), Hamburg (2,7) und Nürnberg (2,5). Brandenburg weist mit einer Quote von 0,1 den niedrigsten Wert auf — bei einem bundesdeutschen Durchschnittswert von 1,2.

Insgesamt geht die Zahl der Drogentoten in Deutschland zurück: 2012 erlagen 944 Menschen übermäßigem Rauschgiftkonsum; so wenige wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Vergleich zum Jahr zuvor war dies ein Minus von vier Prozent.