Nach Kritik: Olivenöl-Kännchen in Lokalen bleiben erlaubt
Brüssel (dpa) - Hohn und Spott haben Wirkung gezeigt: Die EU-Kommission verzichtet auf ihren Plan, offene Kännchen mit Olivenöl zu verbieten. Zu groß war der öffentliche Aufschrei über eine angeblich regulierungswütige EU-Bürokratie.
Im Süden der EU sieht man das aber ganz anders.
Nach massiver Kritik zog EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos den Entwurf einer Verordnung zurück, die in der gesamten EU nur noch verschlossene Einwegflaschen voller Olivenöl erlaubt hätte.
„Es ist klar, dass diese Maßnahme, mit der die Verbraucher informiert und geschützt werden sollten, nicht so formuliert war, dass sie in den Verbraucherländern unterstützt wurde“, sagte Ciolos am Donnerstag vor Journalisten in Brüssel. Die Produzentenstaaten aus dem Süden der EU hätten das Verbot von offenen Ölkännchen in Restaurants einhellig begrüßt, während aus den Konsumentenländern Ablehnung gekommen sei: „Ich habe sehr starke Meinungen gehört. Wir haben diesen Vorschlag nicht ausreichend mit den Konsumentenstaaten besprochen“, sagte Ciolos.
„Besser eine späte Einsicht als keine“, kommentierte die deutsche Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) aus Berlin. Deutschland sei von Anfang an dagegen gewesen, weil damit nicht nur unnötige Bürokratie, sondern auch mehr Verpackungsmüll geschaffen worden wäre. Dagegen bedauerte der EU-Bauernverband Copa/Cogeca, dass die Kommission sich „dem politischen Druck gebeugt“ habe. Dies sei „völlig lächerlich“. Das Ölkännchen-Verbot sei ein ganzes Jahr lang vorbereitet worden und „eine einfache Maßnahme, die gut für alle ist“.
Ciolos sagte, er habe mit dem Verbot offener Olivenölbehältnisse in Restaurants die Qualität des Olivenöls stärken, die Verbraucher vor billigem Öl in den offenen Flaschen teurer Marken schützen und auch „die Bedingungen für eine angemesseneres Entgelt“ in der Olivenölbranche schaffen wollen. Zudem hätten die Süd-Staaten der Union das Verbot befürwortet, weil es dort schon ähnliche nationale Verbote gebe.
„Ich werde mich in den kommenden Tagen mit Vertretern von Gastronomen, Verbrauchern und Herstellern treffen, um nach dem besten Weg zu suchen, diese Ziele zu erreichen“, sagte Ciolos unter Hinweis auf einen „Aktionsplan“ für Olivenöl vom vergangenen Jahr: „Nach dem Presseecho (auf die Kommissionspläne) bin ich zum Schluss gekommen, dass unsere Bemühungen vielleicht nicht ausreichend mit den Verbraucher-Mitgliedsstaaten diskutiert wurden.“ Die Kommission arbeite „für die gesamte EU, nicht nur für einige Mitgliedstaaten“. Ciolos wies auch den Vorwurf zurück, sich mit dem Verbotsplan den Interessen der Abfüller von Olivenöl gebeugt zu haben.