Nato versichert: Kämpfen in Afghanistan bis Ende 2014
Brüssel (dpa) - Die Nato wird schon 2013 und nicht erst Ende 2014 Kampftruppen aus Afghanistan abziehen. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte am Donnerstag in Brüssel nach Beratungen der Nato-Verteidigungsminister, dennoch werde es bis Ende 2014 noch Kampfeinsätze geben.
Zu diesem Zeitpunkt solle wie beschlossen die Verantwortung für die Sicherheit vollständig an Armee und Polizei Afghanistans übergeben werden.
„Bis wir diesen Punkt der Übergabe erreicht haben, wird sich die Rolle unserer Soldaten schrittweise von Kampfeinsätzen zu Unterstützungsaufgaben wandeln, abhängig von der Sicherheitslage“, sagte Rasmussen. „Wir stimmen alle im Grundsatz überein: Gemeinsam in einen Einsatz hinein, gemeinsam wieder hinaus.“
Er reagierte damit auf eine Äußerung von US-Verteidigungsminister Leon Panetta, der auf dem Weg nach Brüssel mitreisenden Journalisten gesagt hatte: „Unser Ziel ist, den ganzen Übergang in 2013 zu beenden und dann werden wir hoffentlich in der Mitte oder Ende 2013 in der Lage sein, einen Übergang von der Kampfrolle hin zu Ausbildung, Beratung und Unterstützung zu finden.“
„Wenn wir den Afghanen die volle Verantwortung für die Sicherheit ab Ende 2014 übertragen, dann müssen wir die letzten Provinzen einige Zeit vorher übergeben. Das könnte 2013 sein. Ich weiß es noch nicht.“ Rasmussen wich damit von einer Äußerung ab, die er kurz vor Beginn der Ministerkonferenz gemacht hatte. „Wir erwarten, dass die letzten Provinzen Mitte 2013 an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben werden“, sagte Rasmussen. „Von diesem Zeitpunkt an übernehmen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land die Führung“, hatte er gesagt. Am Abend sagte er: „Das wird sehr von der Sicherheitslage abhängen.“
Die Staats- und Regierungschefs der Nato hatten im November 2010 in Lissabon beschlossen, dass bis Ende 2014 die Sicherheitsverantwortung von der derzeit 130 000 Soldaten zählenden Afghanistan-Schutztruppe Isaf an Militär und Polizei Afghanistans übergehen sollte. Deutschland ist mit knapp 5000 Soldaten beteiligt.
Rasmussen versicherte der afghanischen Führung, alle Schritte der Nato würden „in enger Abstimmung“ mit der Regierung in Kabul beschlossen. Die Minister wollen an diesem Freitag unter anderem mit Vertretern der Regierung über das weitere Vorgehen sprechen. Die Nato werde auch nach 2014 Afghanistan unterstützen. Militärs sprechen von 10 000 bis 15 000 Soldaten, die dann vor allem als Ausbilder und Berater arbeiten sollen.
Auch deutsche Soldaten werden schon vor Ende 2014 schrittweise aus Afghanistan abgezogen. Dies machte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière in Brüssel deutlich. „Es bleibt bei der Strategie, dass wir die Mission bis Ende 2014 durchführen und bis dahin schrittweise abziehen - im Blick auf die Lage, im Blick auf den Übergangsprozess“, sagte der Minister. „Und davon werden auch deutsche Soldaten betroffen sein.“
Bis 2014 brauche man noch „eine angemessene Truppenstärke auch deutscher Soldaten, um die Übergabe in Verantwortung seriös und den Abzug geordnet zu organisieren“. „Die Soldaten der truppenstellenden Nationen werden vom Fahrersitz eher in den Beifahrersitz übergehen, schrittweise mit dem Transitionsprozess“, sagte der deutsche Minister.