Neonazi-Zelle: Terror-Spur führt nach NRW
Das Neonazi-Trio wird mit einem weiteren Anschlag in Verbindung gebracht.
Duisburg/Köln. Das Landeskriminalamt in Düsseldorf prüft eine weitere Verbindung der Zwickauer Neonazi-Zelle nach NRW. Wie die Behörde bestätigte, gibt es Hinweise darauf, dass das Trio hinter einem Mordanschlag stecken könnte, der sich vor acht Jahren in Duisburg ereignet hat und den Ermittlern bislang Rätsel aufgibt.
Am frühen Morgen des 15. Dezember 2003 verließ das Opfer, ein türkischstämmiger Wirt, seine Gaststätte. Als er sich in seinen Wagen setzte, durchschlug plötzlich eine Kugel seine Windschutzscheibe. Nur weil sich der Wirt in dem Moment zufällig zur Seite drehte, soll er schwer verletzt davongekommen sein.
Wie die Ermittler später herausfanden, hatten der oder die Täter mit einem Bindfaden eine Selbstschussanlage mit dem Wagen verbunden. Als der Wirt den Wagen in Gang setzte, aktivierte er gleichzeitig den Mechanismus.
Bislang war der Fall ungeklärt. Nach einem Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ habe sich die vermeintlich heiße Spur jetzt ergeben, weil Ermittler eine ähnlich konzipierte Selbstschussanlage in der ausgebrannten Zwickauer Wohnung von Beate Zschäpe gefunden hätten.
Auch zum Nagelbomben-Anschlag in Köln, bei dem im Juni 2004 in einer vor allem von Türken bewohnten Straße 22 Menschen verletzt worden waren, soll es neue Hinweise geben: Das Bundeskriminalamt hat laut „Focus“ weitere Spuren gefunden, die das Terror-Trio belasten. Die Dateinamen von Videosequenzen auf dem Computer von Beate Zschäpe wiesen auf ihre mutmaßlichen Mittäter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hin.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat unterdessen die von der Regierung geplante Neonazi-Datei von Bund und Ländern als „Mogelpackung“ bezeichnet. Der SPD-Politiker kritisiert, dass in der Datei nur Taten mit rassistischem Hintergrund erfasst werden sollen. „Wie die Mordanschläge der Zwickauer Terrorzelle gezeigt haben, lassen sich Taten nicht immer sofort und eindeutig einem Extremismusbereich zuordnen“, sagte er.
Zur Mordserie des Trios wird es aller Voraussicht nach noch in diesem Frühjahr einen Untersuchungsausschuss des Bundestags geben. Die SPD-Fraktion wolle einem entsprechenden Antrag der Grünen zustimmen, sagte ein Sprecher.