Hat Neonazi-Trio noch mehr Taten verübt?

Die Ermittler überprüfen gut 1000 ungeklärte Fälle. Mitte Januar sollen erste Ergebnisse vorliegen.

Karlsruhe. „Heute ist nicht alle Tage, ich komm’ wieder, keine Frage“ — mit dieser Ankündigung endet das Bekennervideo des mutmaßlichen Neonazi-Trios aus Zwickau. Das Video stammt von 2007 — dem Jahr, in dem die Terroristen den Mordanschlag auf die Polizisten in Heilbronn verübten. Danach hört die Serie der Taten auf — oder nicht?

„Für weitere Straftaten gibt es bislang keine belastbaren Hinweise“, heißt es bei der Bundesanwaltschaft. Konkreter möchte man nicht werden. Bislang werden den drei mutmaßlichen Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) neun Morde an Gewerbetreibenden ausländischer Herkunft zugeordnet — alle ausgeführt mit derselben Waffe, einer Ceska mit Schalldämpfer.

Hinzu kommen, neben den Banküberfällen, die zur Finanzierung des Lebens im Untergrund dienten, zwei Sprengstoffanschläge in Köln und der Mordanschlag auf die Polizisten. Die Tat passt nicht in die Reihe; auch wurden erstmals andere Waffen verwendet. Es könnte also sein, dass die Täter Varianten ausprobierten.

In den Bundesländern werden ungeklärte Fälle überprüft — etwa 1000 Gewalttaten, die möglicherweise einen rechtsextremistischen Hintergrund haben könnten. Bis Mitte Januar sollen die Abschlussberichte vorliegen.

Die Spuren an den Tatorten müssen verglichen werden mit den Erkenntnissen aus der angezündeten Wohnung in Zwickau und dem Wohnmobil, in dem sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. November töteten. Die Ermittler versuchen, 13 Jahre Leben im Untergrund zu rekonstruieren. Direkt nach dem Untertauchen 1998 hatten die drei noch Kontakte zu ihrem alten Umfeld, dem rechtsradikalen „Thüringer Heimatschutz“. Dann aber, nach dem ersten Mord im Jahr 2000, scheint sich die Gruppe abzuschotten. Dennoch scheint sicher: Die drei Abgetauchten müssen Unterstützer gehabt haben. Gegen sieben Personen führt die Bundesanwaltschaft Ermittlungsverfahren.

Für Aufklärung sorgen könnte Beate Zschäpe. Doch die einzige Überlebende des Trios sitzt in der JVA Köln-Ossendorf in Untersuchungshaft und schweigt. Bei der Bundesanwaltschaft hat man allerdings keine Zweifel, dass man Zschäpe auch ohne Geständnis die Mitgliedschaft in der NSU nachweisen kann. Immerhin lebte sie 13 Jahre lang mit ihren Komplizen im Untergrund.