Kita-Streik Neue Kita-Streiks abgewendet - Mehr Geld für Erzieherinnen
Hannover (dpa) - Eltern in Deutschland bleiben aller Voraussicht nach von neuen Kita-Streiks verschont. Gewerkschaften und Arbeitgeber haben sich in Hannover im zähen Tarifstreit um Gehaltserhöhungen für Erzieherinnen und Sozialarbeiter geeinigt.
Im Vergleich zu einem von den Gewerkschaftsmitgliedern im Sommer abgelehnten Schlichterspruch soll es Verbesserungen geben. Deshalb erwartet Verdi-Chef Frank Bsirske nun ein Ja der Basis zu dem neuen Kompromiss und ein Ende der Streiks, wie er sagte.
Bsirske bezifferte die Lohnsteigerungen für die rund 220 000 Beschäftigten auf im Schnitt 3,73 Prozent. Bsirske sagte, insgesamt bringe das Ergebnis für das Gros der Beschäftigten Verbesserungen.
Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, sprach nur von 3,3 Prozent. Er bezifferte die Gesamtkosten des Abschlusses auf 315 Millionen Euro. Gegenüber dem Schlichterspruch hätten die Arbeitgeber 9 Millionen Euro draufgelegt. Der Abschluss soll rückwirkend zum 1. Juli greifen und eine Laufzeit bis 2020 haben. „Wir hoffen, dass es diesmal gelingt, die Akzeptanz der Gewerkschaftsmitglieder zu erzielen“, sagte Böhle.
Bsirske sagte, bei den Erzieherinnen sei „eine deutlich gleichmäßigere Erhöhung“ erreicht worden. „Für Berufsanfängerinnen ist das Berufsfeld attraktiver gestaltbar geworden.“ Zwischen 93 und 138 Euro mehr solle es hier geben. Insgesamt bekommen Erzieherinnen und Erzieher laut Bsirske zwischen 4 und 4,5 Prozent mehr, Leiter von Kitas und Einrichtungen der Behindertenhilfe zwischen 5 und 9 Prozent, Sozialarbeiter über 2 Prozent.
Ursprünglich hatten die Gewerkschaften im Schnitt rund 10 Prozent mehr Gehalt gefordert. „Das Ergebnis bedeutet einen Schritt in Richtung Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes, dem weitere Schritte folgen müssen“, sagte Bsirske dazu.
Nachdem die Verhandlungskommission von Verdi einstimmig für eine Annahme votiert hat, soll die Bundestarifkommission am Freitag in Fulda ein Votum abgeben und eine Urabstimmung einleiten. Bis Ende Oktober solle Klarheit herrschen, so Bsirske.
Bereits seit sieben Monaten verhandelten die beiden Seiten für rund 220 000 Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Kinderpfleger und Mitarbeiter der Behindertenhilfe. Nach Warnstreiks hatte sich ein Erzwingungsstreik der Kita-Erzieherinnen im Frühjahr über vier Wochen hingezogen.
Verdi scheiterte mit dem Ziel, dass bei einem Arbeitgeberwechsel bisherige Beschäftigungszeiten verpflichtend anerkannt werden. „Das ist bedauerlich.“ Auch nicht für alle Sozialarbeiter habe man nicht mehr herausholen können. Bsirske sagte aber, gegenüber der Schlichtung sei eine gerechtere Verteilung der Erhöhungen erreicht worden. „Ich bin davon überzeugt, dass (…) ein substanziell besseres Ergebnis als das jetzt erzielte auch durch eine Fortsetzung des Streiks kaum erzielbar gewesen wäre.“
Verhalten zufrieden zeigte sich der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Gehrke: „Das, was erreicht wurde, ist, was erreicht werden konnte.“ Der Verhandlungsführer des Beamtenbunds dbb, Willi Russ, sprach von einem „guten Tag für die Tarifautonomie“.