Neue Studie belegt: „Die Deutschen sind kein Volk von Angsthasen“
Die Bundesbürger neigen nicht zur Hysterie, haben aber ein gutes Gespür für Realitäten: Sie fürchten vor allem die Eurokrise.
Berlin. Money, money, money: Die größten Ängste der Deutschen kreisen um ihr Portemonnaie. So gehören die Risiken der Euro-Schuldenkrise für den Steuerzahler und steigende Kosten für Miete, Lebensmittel und Strom weiter zu den Top-Ängsten der Bundesbürger, wie es in der jährlichen, repräsentativen Studie der R+V-Versicherung heißt. Deutlich nach vorn gerückt ist aber die Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden. Knallharten Realismus nennen das die an der Studie beteiligten Politologen. Sie hat nur gewundert, dass die Deutschen Politiker für fähiger halten als früher. Für ein Wahljahr sei das untypisch.
Wovor haben die rund 2500 Deutschen, die im Juni und Juli interviewt wurden, noch Angst? Das Hochwasser im Sommer hat die Furcht vor Naturkatastrophen nach vorn geschoben. Die Ängste vor Terror, Krankheit und Arbeitslosigkeit rangieren dagegen im Mittelfeld. Und die Syrienkrise ließ die Sorge vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung nur leicht steigen. Insgesamt geben sich die Deutschen damit so gelassen wie in den 1990er Jahren — Ost und West sind dabei sogar erstmals gleichauf.
„Die Deutschen sind kein Volk von Angsthasen“, kommentiert Manfred Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg. Von der gern unterstellten „German Angst“, der sprichwörtlichen deutschen Angst, möchte er nicht sprechen. Eher von einem „gesunden Realismus“, der die Deutschen davor bewahre, Risiken wie die Euro-Schuldenkrise auch auf längere Sicht zu unterschätzen.
Dieses Gespür erkenne aber auch, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Mitgliedsländern der EU wirtschaftlich relativ gut dastehe, sagt Schmidt. Das erkläre, warum die Sorge vor einer Überforderung der Politiker trotz all der Ängste auf den niedrigsten Wert seit 2001 gesunken sei. „In der Langzeitbeobachtung war das immer so, wenn die Furcht vor einer schlechteren Wirtschaftslage zurückgeht“, ergänzt der Politologe. „Das ist jetzt aber keine verkappte Wahlprognose“, betonte er.