Nitratbelastung des Grundwassers nimmt weiter zu

Berlin (dpa) - Der Grenzwert für den Nitratgehalt des Grundwassers wird an immer mehr Orten in Deutschland überschritten. Das geht aus der Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Frage der Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn (Grüne) hervor, über die WDR und NDR zuerst berichteten.

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Danach lag der Anteil der Messstellen, an denen ein Nitratgehalt über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l gemessen wurde, im vergangenen Jahr bei 18,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 war dies erst an 15,4 Prozent der Messstellen der Fall gewesen.

Inzwischen sind den Angaben zufolge fast ein Drittel aller Flächen in Deutschland betroffen. In Nordrhein-Westfalen (40 Prozent), Schleswig Holstein (50 Prozent) und Niedersachsen (60 Prozent) ist der Anteil sogar noch deutlich höher.

„Die Massentierhaltung versaut uns das Grundwasser“, zitierten WDR und NDR die Umweltpolitikerin Höhn. „Seit über einem Jahr wird die Umsetzung neuer Düngeregelungen verschleppt“, prangerte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft an. „Wir zahlen die Zeche für die explodierende Produktion von Billigfleisch in Bundesländern wie Niedersachsen oder Schleswig-Holstein“, kritisierte Greenpeace.

Nitrat ist ein Pflanzennährstoff und wird als Dünger eingesetzt. Der Mensch nimmt es über Lebensmittel und über das Trinkwasser auf. Nitrat selbst ist nicht gesundheitsgefährdend. Es kann aber zu Nitrit umgewandelt werden, das den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, über die Umwandlung zu Nitrosaminen indirekt krebserregend zu sein.

Ein Verursacher der hohen Nitratwerte ist die Landwirtschaft, etwa weil Bauern zu viel Gülle und stickstoffhaltigen Kunstdünger auf die Äcker bringen. Die Wasserversorger müssen deshalb vielerorts zu stark belastetes Grundwasser mit unbelastetem Wasser verdünnen oder technisch entfernen. In der ökologischen Landwirtschaft gelangt nicht so viel Nitrat ins Grundwasser, weil hier die Düngung beschränkt und strenger kontrolliert wird.

Die EU-Kommission hatte im vergangenen April beschlossen, beim Europäischen Gerichtshof wegen der Gewässerverunreinigung durch Nitrat eine Klage gegen Deutschland einzureichen.

Einer Umfrage zufolge machen sich mehr als 60 Prozent der Mitglieder des Verbandes Kommunaler Unternehmen Sorgen über die steigende Nitratbelastung und die damit verbundenen Mehrkosten für die Trinkwasseraufbereitung. Der Verband verwies auf Berechnungen des Umweltbundesamtes, wonach der Wasserpreis um bis zu einen Euro je Kubikmeter steigen könnte. Das wären für einen Zweipersonenhaushalt rund 50 Euro mehr pro Jahr.